Zehnmal künstlerische Schaffensjahrzehnte
by Kristin Schmidt
Vier Künstlerinnen und sechs Künstler stellen neben- und miteinander im Museum zu Allerheiligen aus: Das Miteinander besteht im biografischem Bezug zur Region Schaffhausen und dem Alter – alle sind in den 1940er Jahren geboren. Das Nebeneinander findet mit sorgfältig gewählten Räumen für jede der künstlerischen Positionen statt.
Schaffhausen — Eine Würdigung, eine Überblicksschau, eine Kabinettausstellung – «Generation im Aufbruch» ist ein besonderes Projekt. Es versucht nicht, die Werke in einen Dialog zu zwingen oder sonstige Querbezüge zu konstruieren, sondern zeigt jede Position separat. Das entspricht einerseits dem Bestreben, jede Position in ihrer Eigenständigkeit zu unterstreichen. Andererseits kommt es der heterogenen Herangehensweise der Ausstellenden entgegen, die sich im Vorfeld unterschiedlich intensiv einbrachten: Manche entschieden sich für einen intensiven Austausch mit dem Kurator Julian Denzler, andere wählten ihre Werke selbst aus und arbeiteten weitestgehend autonom.
Eigens für die Präsentation wurden kurze Videoporträts gedreht. Sie erzählen oder interpretieren nicht einfach, was zu sehen ist. Stattdessen sprechen die Künstlerinnen und Künstler über Haltungen, Motivationen, Inspirationen oder glückliche Schaffensmomente.
Die Ausstellung beginnt bereits neben dem Museum mit den Objekten des Eisenplastikers Vincenzo Baviera: Sie bestehen aus Kraftwerks-Isolatoren und bringen eine neue Zeitebene in den mittelalterlichen Kreuzgang. Renate Eiseneggers Fotografien und Tuschezeichnungen speisen sich aus Wut und Engagement und zeigen den weiblichen Menschen malträtiert, untersucht, behandelt, maskiert. Im Raum daneben fesseln die mit lebendigem Strich hingeworfene Szenen aus Operationssälen von Linda Graedel. René Moser zeigt seine «Schreine» aus Eisenblech und René Eisenegger eine Wandinstallation aus gefundenen Materialien. Von Walter Pfeiffer, der vor allem als Fotograf bekannt ist, sind dichte Stilleben und Porträts in Gouache zu sehen. Erich Brändles Gemälde bewegen sich auf einem schmalen Grat zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion. Beatrix Schären malt flammende, expressive Bilder zu existentiellen Themen, angeregt von der Kultur der Tairona in Kolumbien. Erwin Gloor hat jahrzehntelang mit gestischer Handschrift den Rheinfall porträtiert. Seit 2004 hat er sich dem fotorealistischen Gemälden zugewandt, die Ausstellung zeigt eine repräsentative Auswahl. Ursula Goetz´ künstlerische Position wird postum gewürdigt: Sie verstarb während der Ausstellungsvorbereitungen. Zu sehen sind ihre ungegenständlichen, austarierten Kompositionen in Acryl.
Zeichnungen, Malerei, Fotografie, Plastiken und Installationen – die Ausstellung zeigt Vielfalt und Qualität der Arbeit einer älteren Kunstgeneration.
‹Generation im Aufbruch›, Museum zu Allerheiligen, bis 20.10.
allerheiligen.ch