Düfte ausstellen? Funktioniert!

by Kristin Schmidt

Teufen — Düfte gehen direkt ins Hirn. Sie sind vielfältig und flüchtig. Sie wecken Erinnerungen, lösen Emotionen aus und werden sehr individuell interpretiert. Lässt sich dieser olfaktorische Reichtum ausstellen? Das Zeughaus Teufen liefert die Antwort mit einer gelungenen Präsentation. Erarbeitet wurde sie vom Zürcher Parfümeur Andreas Wilhelm gemeinsam mit der Szenografin Clara Sollberger. Wilhelm kreiert Parfüms für Marken aus aller Welt und eigene Duftkollektionen. Für das Zeughaus Teufen hat er die Essenzen der Liebe herausgefiltert: Hingabe, Lust, Verliebtheit, Eifersucht, Vertrauen, Trauer und Unschuld sind als Duftnote in hunderte kleiner Flaschen abgefüllt. Ihnen gehört der grosse Auftritt in der Ausstellung. Wem der lichtdurchflutete Raum dennoch zuviel Ablenkung bietet, darf sich eine rotlederne Augenbinde umlegen, um sich vollständig auf den Geruchssinn zu konzentrieren. Den Gegenpart zu dieser Reduktion bildet der «Liebesrausch»: ein kleines, in rotes Licht getauchtes Kabinett. Hier ist der Geruchseindruck bombastisch und in seiner Intensität nur kurz auszuhalten. Woraus so ein Duftfeuerwerk entsteht, zeigt der Raum gegenüber: Wilhelms Labor ist temporär zu Gast in Teufen. Flaschen, Kanister und Rührgefässe, Zutatenlisten und Pipetten – betörende Düfte zu mischen, ist eine profane Angelegenheit. ks

‹Andreas Wilhelm – Liebe›, Zeughaus Teufen, bis 6.10.
zeughausteufen.ch