Katja Schenker

by Kristin Schmidt

Kreuzlingen — Der ‹Dreamer›, 2018 ist ein grosser Wurf. Katja Schenkers Kunstwerk für den Campus der Fachhochschule Nordwestschweiz in Muttenz überzeugt als Körper im Raum und ist ein sensuelles Erlebnis. Es ist in Beton gegossene Erdgeschichte, Natur und Körperarbeit. Doch was passiert mit dem Monolith, wenn er seine einzigartige Präsenz mit Schalen, Scheiben und Wandstücken teilt? Der elf Meter hohe ‹Dreamer› wurde nach dem Betonguss in seine endgültige Form gefräst. Aus den dabei abgetragenen Platten hat Katja Schenker seither kleinere Arbeiten realisiert. Zu sehen sind sie aktuell in Kreuzlingen.
Die Präsentation im Kunstraum hat den Charakter einer konventionellen Galerieausstellung. Sie umfasst vier Werkgruppen mit jeweils einzeln platzierten Stücken: die ‹Dreamer›-Übrigbleibsel, die ‹dresses› aus Beton und Netzgewebe, die ‹Zementgärten› und die ‹rencontres›. Die drei letztgenannten Gruppen sind unmittelbar aus der Körperarbeit der Künstlerin hervorgegangen: Gebogene, gefaltete, zerdrückte Betongewänder, in Lehm getauchte Finger und umarmte Zementsäcke zeugen von der intensiven physischen Auseinandersetzung Schenkers mit Körper und Material. Seit langem ist die Künstlerin im Bereich Performance aktiv und verbindet dabei das Ephemere mit dem Bildhauerischen: Die gezeigten Stücke verstehen sich nicht als Relikte, da Performance und Objekt bei Schenker integral zusammengehören.
Im Tiefparterre sind vier Videos zu sehen. Drei davon halten Performances fest. Das vierte ist von der Künstlerin als ‹Dokumentation einer Entstehung› bezeichnet und kommentiert den ‹Dreamer› bis hin zur Sinnfrage: «Sollte jeder und jede einmal einen Turm gebaut haben?» Mehr als um die Kunst geht es hier um Gefühl und Befindlichkeit.
Die Stärken Schenkers – das zeigt diese Ausstellung – liegen im Performativen und in der Kunst am Bau. Für letztere hält Kreuzlingen sehenswerte Beispiele bereit. Im vergangenen Herbst wurde ‹einsinken› beim Familien- und Sportbad Bad Egelsee eingeweiht. Wenige Gehminuten entfernt steht ‹abfedern›, das 2015 für das Bundesamt für Gesundheit in Bern erstellt, dort aber wegen Umbaumassnahmen eingelagert wurde. Nun ist es in Kreuzlingen zu Gast. Zudem gehören zur Ausstellung zwei Fahrten zu je vier Kunst am Bau-Standorten von Katja Schenker. Diese räumliche Erweiterung tut der Schau gut, sie sorgt für die Offenheit und das In-Beziehung-Treten – Aspekte, die der Künstlerin bei ihrer Arbeit sehr wichtig sind.