Ein Fenster im Fenster
by Kristin Schmidt
Ein Fenster ist für den Ausblick da, ein Schaufenster für den Einblick oder Anblick. Umgekehrt ginge es meist auch, wären da nicht Gardinen, Stellwände, Vorhänge, Verspiegelungen. Doch gerade diese Sichtblockaden machen neugierig, lassen sie Phantasie spriessen oder werfen den Betrachter auf sich selbst zurück. Loredana Sperini spielt mit diesen Richtungs- und Blickwechseln – auch mit ihrer Arbeit „dietro la finestra“ für den Schaukasten Herisau: Wer in das Fenster sieht, schaut auf ein Fenster. Dunkel wirkt es, jedoch nicht undurchdringlich, schön und geheimnisvoll. Mehrfarbiges Licht strahlt das Fenster an und leuchtet durch es hindurch, lässt die Farben und Formen aufscheinen. Das Schaufenster eröffnet eine unbestimmte Ferne, zeigt eine Landschaft ohne Bilder, unendliche Tiefe auf kleinstem Raum. Subtil weitet Loredana Sperini die physische Präsenz des Kastens aus. Spiegel und Finsternis entführen in die Unendlichkeit, das Licht überwindet die gläsernen Begrenzungen, lässt innen und aussen verschmelzen.
Einmal mehr überzeugt die Künstlerin mit einem Werk, für das sie sich auf neue Pfade begibt. Seit einigen Jahren sammelt die Künstlerin alte Fenster. Für Herisau hat sie zwei davon in farbiges Wachs gegossen – in eigener Arbeit. Sie giesst, probiert, giesst nochmals, und als das Wachs in der Wärme des Kastens schmolz, fertigte sie den nächsten Versuch in wasserbasierten Acrylharz; eine Technik die sie zum ersten Mal verwendete und gleich in Perfektion.