Töne im Dunklen
by Kristin Schmidt
Der Rosenkeller wird zum Nextex-Satellit. Der Basler Jonathan Ruf hat hier eine Klanginstallation realisiert.
Keller sind der älteste Teil eines fast jeden Gebäudes. Oft wirken sie wie aus einer anderen Zeit, archaisch, dunkel, geheimnisvoll. Im eigentlichen Gebäude längst unkenntlich gemachte Zustände, Bauteile und technische Elemente sind unterirdisch erhalten. Allerdings verstellen funktionelle Einbauten meist den Blick für die bauliche Grundform und erschweren das Raumerlebnis. Das Gegenteil davon lässt sich derzeit im Rosenkeller erleben. Jonathan Ruf nutzt den hinteren Teil des mittelalterlichen, doppelten Gewölbekellers für seine Klanginstallation. Sie entstand eigens für die aktuelle Ausstellung „ctrl+0 digitale kunst“ im Nextex und arbeitet nicht nur die akustischen Qualitäten des Raumes heraus. Wer die Treppen im Haus zur Rose hinab steigt, begibt sich in fast vollständiges Dunkel und kann sich zunächst ganz auf das Gehör konzentrieren. Rhythmisches Scharren erklingt, pulsierende Töne, Schlaggeräusche. Klänge schwellen an und ab. Nähe und Ferne, Dynamik, Ausbreitung werden evoziert. Dröhnendes Wummern lässt die Körperzellen vibrieren.
Über sechs Lautsprecher wird eine Komposition wiedergegeben, deren Klangmaterial der Basler Künstler ursprünglich im Rosenkeller erzeugt, aufgenommen und hinterher bearbeitet hat. Die Tonspuren wurden nach dem Prinzip der Fibonacci-Reihe geordnet und wieder an den Ort ihrer Entstehung zurück gebracht. Hier verdichten sie sich mit dem ursprünglichen Raumklang. Sie werden von den steinernen Wänden des Kellers reflektiert und überlagert. Der Keller wird zum Resonanzkörper seines eigenen Klanges.
Ruf gelingt es, den massiven Raum gedanklich zu öffnen. Je nach Standort verwandeln Lautstärke und Dynamik des Klanges den Raum in einen Tunnel, setzen den Besucher in Bewegung. Gleichzeitig rücken mit der Zeit die Details in den Blick, die an der Decke aufgehängten Ringe, das Mauerwerk, die weiss getünchten Wände. Der Klang weitet sich zu einem Raumporträt. Es lässt den Besucher eintauchen in seine eigenen Assoziationen, und doch bleibt der eigentliche Ort, der Rosenkeller, stets präsent.