Grauer Himmel

by Kristin Schmidt

St.Gallen — Am Anfang war das Bild. Genauer: eine Zeichnung, schnell hingeworfen aufs Papier. Sie zeigt ein Einfamilienhaus an der St.Galler Schneebergstrasse, Schnee stürzt aus allen Fenstern heraus. Diese Skizze wies den Weg: Warum nicht den Strassennamen beim Wort nehmen? Warum nicht Schnee durchs Haus hindurch transportieren zum steilen Hang dahinter? Warum nicht gleich einen Skilift installieren? Gesagt, getan! Christian Meier, Sonja Rüegg, Thomas Stüssi und Anita Zimmermann haben das Abbruchhaus in eine Bergstation transformiert und eines der vielbeachtetsten Schweizer Kunstprojekte dieses Winters realisiert.
Viele Medien stürzen sich auf die Superlative: das kleinste Skigebiet, die kürzeste schwarze Piste der Welt. Doch der ‹Graue Himmel› ist mehr als eine Sportsensation. Er ist eine kollektive Plastik: Die Vier haben eine Bewegung in Gang gesetzt, die breite Teile der Gesellschaft erfasst hat. Baufirmen liehen ihre Bagger und Transporter, andere halfen mit Material und Technik oder schaufeln, damit der Skilift laufen kann. Treibende Kraft ist die Kunst und ihr Potential, in Bildern zu denken und Emotionen zu wecken. Ob der Schnee zum Skifahren reicht, ist dabei zweitrangig, allein schon das Klappern des Bügellifts, die Beizenatmosphäre und das Begleitprogramm mit bekannten Namen aus der Kunst- und der Sportwelt wecken gemeinschaftliche Erinnerungen an längst vergangene Winter als es noch hiess ‹Alles fährt Ski›.

‹Grauer Himmel›, Schneebergstrasse 50, bis 31. März
grauerhimmel.ch