Sofía Durrieu

by Kristin Schmidt

Rapperswil-Jona — Ein Tschechenigel ist kein Wildtier mit Stacheln. Erfunden in den 1930er Jahren von einem tschechoslowakischen Major zur Verteidigung gegen die Wehrmacht, dienen Tschechenigel – in der Schweiz auch als Stahlspinne bezeichnet – in weltweiten Krisen- und Kriegsgebieten der Panzerabwehr. Sie bestehen aus drei Profilstahlträgern, die über Kreuz verschweisst oder vernietet sind. Drei davon markieren in der Gebert Stiftung für Kultur* den Anfang der Ausstellung von Sofía Durrieu (*1980). Sie stimmen ein in die martialische Ästhetik und das Thema der Schau: Die in Basel und Buenos Aires lebende Künstlerin versucht, für die Aggressionen der Menschen, für ihre inneren und äusseren Konflikte eine künstlerische Sprache zu finden. Stahl und Bronze sind ihre wichtigsten Arbeitsmaterialien. Aus ihnen schweisst und giesst die Künstlerin Werke, die teilweise aktiviert werden können: Mit ihnen lässt sich zielen und etwas ins Visier nehmen, sie bieten Deckung oder können das Gegenüber stossen, andere jedoch eignen sich um innezuhalten, der Kunst nahe zu kommen, sich mit ihr zu vereinen. Durrieu führt mit ihren Stahlkonstruktionen, den Barrikaden und den kleinformatigen Bronzeplastiken von der Aggression und Konfrontation hin zu Selbstreflexion und Kontemplation – denn nur wer die inneren und äusseren Konflikte anerkennt, kann sie lösen.

‹Sofía Durrieu – NN÷ME›, *Altefabrik, Gebert Stiftung für Kultur, Rapperswil-Jona, bis 6.4.

alte-fabrik.ch