‹Allianzen›
by Kristin Schmidt
Appenzell — ‹Plastique Plastic 6› war 1939 in Vorbereitung. Doch die sechste Nummer der Avantgarde-Zeitschrift erschien nie. Zu einschneidend war der Kriegsausbruch, war Sophie Taeuber-Arps Unfalltod 1943 und waren die Umbrüche in Europa nach dem Kriegsende. Bis 1960 gab es immer wieder vereinzelte Anläufe, an dem Heft zu arbeiten, dann war Schluss. Die Ausstellung ‹Allianzen› dokumentiert diesen Verlauf anhand von Briefen, grafischen Entwürfen und Texten. Sie sind teilweise zum allerersten Mal öffentlich zu sehen.
Im Zentrum der Arbeit an ‹Plastique Plastic› stehen Sophie Taeuber-Arp, Hans Arp und Max Bill. Die Künstlerin und ihre beiden Künstlerkollegen gehören zu den zentralen Figuren der europäischen Avantgarde. Sie standen in engem Austausch miteinander und pflegten darüber hinaus ein breites Netzwerk. Die Zeitschrift war ein Instrument dafür: Sie ermöglichte Kooperation und Zusammenarbeit innerhalb der konstruktiven und konkreten Kunst, richtete sich aber auch an weitere Interessierte. Die Ausstellung vereint über die Briefe und Skizzen hinaus Plakate, gemeinsame Mappenwerke und Reliefs, Malerei, Plastiken. Möglich wurde diese breit gefächerte Werkschau durch die Kooperation des Kunstmuseum Appenzell mit der Fondazione Marguerite Arp und der Sammlung von Chantal und Jakob Bill. Die Qualität der gezeigten Materialien und die sorgfältige Hängung verhindern, dass die Gemälde, Plastiken und Reliefs die naturgemäss weniger auf eine Ausstellung hin entwickelten Medien in den Schatten stellen. Dicht gehängte Grafiken und gut bestückte Vitrinen wechseln sich ab mit markant in Szene gesetzten Einzelwerken. Die künstlerischen Positionen sind nie isoliert voneinander zu sehen, jederzeit wird die Durchdringung der Werke mit der gemeinsamen Idee, die Vision einer universellen, alle Lebensbereiche umfassenden Gestaltung deutlich. Nur einmal hebt eine gelbe Wandfläche zwei Bilder von Sophie Taeuber-Arp besonders hervor. Die Künstlerin bringt darin geometrische Elemente in eine farblich und kompositorisch rhythmisierte Ordnung. Taeuber-Arp war hier wie in anderen Werken von ihrer früheren Arbeit als Textilentwerferin und den dazugehörigen Studien inspiriert und fand auf dieser Basis mitunter zu einer formal klareren und radikaleren Bildsprache als andere Konkrete. Nichtsdestotrotz: ‹Allianzen› porträtiert das produktive Miteinander, den Gedankenaustausch und die fruchtbare Arbeit in Netzwerken.
‹Allianzen – Arp / Taeuber-Arp / Bill›, Kunstmuseum Appenzell, bis 6.10.
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