Willkommen zurück

by Kristin Schmidt

Die Sammlung Hahnloser ist heimgekehrt. Nach zehn Jahren Schliesszeit und einem umfassenden Umbau öffnet die Villa Flora in Winterthur wieder ihre Türen. Die Balance zwischen Erhalt der baulichen Originalsubstanz und einem musealen Betrieb ist gelungen.

Wer die Villa Flora aus früheren Zeiten kennt, wird überrascht sein. Wer Menschenmengen vor Renoir, van Gogh und Monet erwartet wie in grossen, weltweit berühmten Museen, wird ebenso überrascht sein. Wer Museumssäle erwartet, in denen das Tageslicht abgeschirmt ist und die Wege lang sind, wird staunen. Die neue Villa Flora in Winterthur ist anders. Sie ist ein Museum mit Mass – ein Museum, das der Kunst und ihren Gästen die ideale Atmosphäre bietet. Zehn Jahre lang war das Haus geschlossen und die Sammlung auf verschiedene Ausstellungsinstitutionen Europas verteilt. Nun wird es nach umfassender Restaurierung und mit einem neuen Erweiterungsbau wieder eröffnet: Die Sammlung Arthur und Hedy Hahnloser ist an ihren Heimatort zurückgekehrt.
Der Anbau wurde vom Basler Architekturbüro jessenvollenweider als Gartenpavillon gestaltet und ist das neue Foyer des Museums. Damit wurde die Ausrichtung der Villa grundlegend verändert: Die ursprüngliche Hauptfassade an der Tösstalstrasse hat ihre Empfangsfunktion an die Seitenfront des Gebäudes abgegeben. Das hatte Platz- und Sicherheitsgründe und tut dem würdigen Rahmen für alle Eintretenden keinen Abbruch. Im Gegenteil, die Durchblicke in den Garten und die ersten Blicke hinauf ins Hochparterre üben einen unwiderstehlichen Sog aus. Umgebung, Anbau und Villa bilden einen stimmigen Dreiklang, der sich auch deshalb entfaltet, weil die Villa vom Staub früherer Zeiten befreit wurde. Die alten Möbelstücke, Teppiche, Vasen und der Konzertflügel wurden entfernt, die Wandbespannungen gereinigt, teilweise wurden neue Tapeten nach alten Entwürfen gedruckt. Hedy Hahnloser hätte ihre Freude. Sie hatte diese Tapeten entworfen und gemeinsam mit einem Architektenteam auch den Salon gestaltet, der damals als Meisterstück zeitgenössischer Raumkunst gefeiert wurde. Jetzt sind im Salon Gemälde von Cézanne und van Gogh ausgestellt. Beispielsweise der «Sämann» aus dem Jahre 1888. Ihm wie allen anderen ausgestellten Bildern werden die Proportionen der einst privaten Räume, ihr Licht und ihr Ambiente besonders gerecht. Auch die Nachbarschaften der Gemälde sind wohlüberlegt. In der Bibliothek haben die Zeitgenossen Renoir, Redon und Bonnard Platz gefunden. Im Grünen Zimmer, das vor der Renovierung noch nicht öffentlich zugänglich war, begegnen sich jetzt van Gogh und Toulouse-Lautrec. Damit werden hier die Wegbereiter und Vorläufer jener Künstler präsentiert, die den Schwerpunkt der Sammlung Arthur und Hedy Hahnloser bilden: Das Paar begeisterte sich für die Künstlergruppe der Nabis und für die Fauves um Henri Matisse. Diesen Künstlern ist das Obergeschoss der Villa Flora gewidmet. Einen besonders engen Austausch pflegten Hahnlosers mit Pierre Bonnard und Félix Vallotton. Beide Künstler erhalten viel Platz, aber auf monografische Räume wurde verzichtet. Wichtiger sind motivische und kunsthistorische Verwandtschaften. Ein Raum ist beispielsweise den Interieurs gewidmet, einer jenen Künstlern, die am Pariser Herbstsalon 1905 für Furore sorgten. Ein anderer Raum vereint Landschaftsszenen wie beispielsweise die Feriengesellschaften in der Normandie. Dazu passt bestens, dass immer wieder Blicke aus den Fenstern hinunter in den Garten möglich sind: In der Villa Flora hängt die Kunst nicht in dunklen Kammern, sondern tritt wie schon zu Zeiten Arthur und Hedy Hahnlosers in den Kontakt mit der Welt.