Marion Strunk
by Kristin Schmidt
Schaffhausen — Ein Faden ist eine Linie. Verarbeitet wird er zur Fläche, zur Form. Er kann Stoff, Schrift oder Ornament werden, Stickerei oder Kleidung. Marion Strunk arbeitet mit Nadel und Faden. Sie bestickt Fotografien oder umwickelt Objekte mit Wollfäden – beispielsweise einen inaktiven Lastzug in der ehemaligen Kammgarnstickerei Schaffhausen. Hier betreibt der Zürcher Kunstverein FAT (Femme Artist Table) seit Sommer diesen Jahres den FATpermanent Art Space. Diese Nutzung ist programmatisch, befanden sich doch hier bis 2014 die Hallen für Neue Kunst: Die damals gezeigten Werke stammten überwiegend von Männern. Noch immer schimmern an manchen Stellen Sol Le Witts Wandzeichnungen durch die weisse Farbe. Marion Strunk platziert darauf ihre bestickten Fotografien. Mal akzentuiert sie mit den Fäden Vorhandenes wie Leuchtreklame, Vegetation oder Schneeflocken, mal integriert sie neue Elemente ins Bild. Nachdem durch das Fotografieren die ablichtete Welt auf eine flächige Ansicht reduziert wurde, gibt Strunk den Sujets mit ihren Fadeninterventionen wieder ein räumliches Moment zurück. Zugleich stehen die wollig ausfasernden Fäden im Kontrast zur glatten Oberfläche der Fotografie. Dieser Gegensatz führt besonders bei abfotografierten textilen Oberflächen zu Wechselwirkungen zwischen Strunks Stickerei und dem Motiv.