Monica Ursina Jäger
by Kristin Schmidt
Wil — Wälder wandern. Langsam bewegen sie sich durch unermessliche Zeiträume, stetig und kraftvoll. Monica Ursina Jäger erforscht die Dynamik des Waldes, sein Leben und seine Resilienz. Die Zürich und London lebende Künstlerin ist seit 2016 Mitglied des Instituts für Umwelt und Natürliche Ressourcen der ZHAW. In ihrem Werk verzahnen sich wissenschaftliche und künstlerische Recherche auf stimmige und zugängliche Weise. In der Kunsthalle Wil zeigt sie im Erdgeschoss die Zwei-Kanal-Videoinstallation ‹Transient Traveller›, 2023. Nahaufnahmen von Moos, Rinde, Farn und Holzkohle stehen neben filmischen Bildern eines gefallenen Baumriesen. Überall rieselt, rinnt und tropft es – dieser Wald ist vital und ursprünglich. Gefilmt hat Jäger in einem der drei Urwälder der Schweiz, dem Bödmeren Wald im Muotatal. Und sie blendet die entscheidende Frage nicht aus, ob dieser Wald wirklich ein sogenannter Urwald ist: Im Obergeschoss thematisiert sie einen Streit aus den 1990er Jahren, als die Wissenschaft der Annahme widersprach, dieser Wald sei vom Menschen unbeeinflusst. Der entsprechende Aufsatz durfte nie erscheinen, um Tourismuslabels nicht zu gefährden. Die Kunst jedoch ist frei: Jäger präsentiert eine Kopie des damaligen Aufsatzes und lädt ein, darüber nachzudenken, wer Wissen gewinnt und wie es gewichtet wird.