Fernando Obieta und Gregor Vogel — ‹forever
by Kristin Schmidt
Rapperswil — Seit fünf Jahren arbeiten Fernando Obieta und Gregor Vogel an ‹forever›. Für fünf Monate ist die Installation jetzt im Kunst(Zeug)Haus Rapperswil zu sehen. Diese zeitliche Entsprechung ist zufällig, passt aber perfekt, denn Zeit ist eines der grossen Themen der beiden Künstler. Andere Forschungsfelder sind Erinnerung, Datenspeicherung, Kontrolle und Macht. Im Zentrum ihres Werkes steht das Unsichtbare: digital gespeicherte Sounds und deren Wiedergabe.
Für die Ausstellung in der Reihe Seitenwagen – eine Förderplattform für Kunstschaffende unter dreissig Jahren – haben Obieta und Vogel ihre Untersuchungen nun in eine sichtbare Form gebracht. Im weissen Ausstellungskabinett hat das Künstlerduo fünf schwarze Stelen platziert, miteinander verbunden durch Kabelkanäle. Sobald drinnen gesprochen wird, draussen ein Gewitter niedergeht oder wie an der Vernissage ein Volksfest mit Blasmusik eröffnet wird, zeichnet ein Aufnahmegerät in der ersten Stele die Töne auf und schickt sie nach einem definiertem Zeitraster an die nächste Stele. Jede Stele spielt den Sound ab und sendet ihn gleichzeitig weiter, bis er schliesslich bei der ersten wieder ankommt. Jeder Soundtransport erfolgt nach einem anderen Intervall, die kürzeste Zeitangabe lautet «191 Sekunden = 3 Minuten 11 Sekunden», die längste «4793 Sekunden = 1 Stunde 19 Minuten 53 Sekunden». Dadurch, dass die erste Stele nicht nur die neuen Geräusche aufnimmt, sondern auch jene, die von den anderen Stelen wieder abgespielt werden, entsteht mit der Zeit ein dichter Klangteppich. Zumindest theoretisch – je nachdem, wie belebt die Ausstellung ist. Durch das repetitive Abspielen und Wiederaufnehmen wird der Ton schwächer und schwächer, wird mit Neuem überlagert, bis schliesslich auch das Neue leise schwindet. Damit haben Obieta und Vogel ein treffendes Bild für Erinnerungen gefunden: Sie produzieren die Geräusche nicht, sondern sammeln sie. Sie verleihen dem Raum ein Gedächtnis und lassen Aufzeichnungen wie Erinnerungen verblassen. Darüber hinaus formulieren sie Technologiekritik, indem sie beispielsweise offen lassen, ob, wo oder wofür die Daten gespeichert werden und was genau in den schwarzen Stelen passiert. Die Technik ist hochkomplex und bleibt verborgen. Zugleich animiert der interaktive Charakter der Installation, sich zu beteiligen, Töne eigens für ‹forever› zu erzeugen, immer im Bewusstsein, dass sie anschliessend nicht mehr kontrolliert werden können.