Andrea Vogel – Ausgemustert
by Kristin Schmidt
Andrea Vogel arbeitet mit Textilien, eine Textilkünstlerin ist sie nicht: Statt zu weben, stricken oder nähen, integriert Andrea Vogel industriell gefertigte Produkte in ihre künstlerische Praxis. Sie untersucht deren plastisches oder farbiges Potential. Sie deutet Vorhandenes um, überformt es und behält dennoch stets den Bezug zum Stoff. ‹Softwear›, 2023 beispielsweise ist eine Serie aus alten Handtüchern. Die ausgediente Frotteeware wurde im industriellen Recyclingprozess zu Quadern gepresst. Aus dem weichen, hautfreundlichen Material sind feste Körper geworden, die sich der Geometrie widersetzen. Sie stehen zusammengesackt, etwas schief, ohne gerade Kanten auf weissen, geradlinigen Sockeln. Gezielt lenkt Vogel mit dieser kontrastreichen Platzierung den Blick auf die Faltenstruktur, die Oberfläche der Handtücher und den zufallsbasierten Farbreichtum der Quader. Sie stellt damit Bezüge zur Malerei her und zur plastischen Kunst. Auch einen Ortsbezug integriert Vogel regelmässig in ihre Ausstellungen. In Wil spiegelt sie die Architektur der Kunsthalle und eines benachbarten Gebäudes durch Fotos der Fenster beider Häuser, zudem platziert sie Vorhänge aus dem anderen Bau als Bodeninstallation: Der Vorhangstoff wird sowohl in seiner raumbildenden Qualität gezeigt als auch als farbiges Element, das durch die bleichende Kraft der Sonne obendrein einen Zeitfaktor porträtiert.