Barbara Signer

by Kristin Schmidt

Arbon — Die Stille dringt durchs Ohr ins Hirn. Dort stösst sie auf lauten Widerspruch. Denn das Auge meldet Strassenlaternen, Luftballons und blinkende, bunte Lichter. Aber der dazugehörige Verkehrslärm, das Lachen und die Unterhaltungen fehlen. Es bleibt still in der Kunsthalle Arbon, einzig das alte Industriedach knackt in der Sommerhitze. Im Kopf tönt es trotzdem, dank den Ohrwurmqualitäten des Ausstellungstitels: ‹The First the Last Eternity› – viel mehr Text hatte der 1994er Hit von SNAP! nicht, dabei gäbe es Einiges zu sagen zum Thema Ewigkeit. Barbara Signer beweist das mit einer poetischen, bildreichen Erzählung. Mit Versatzstücken aus Vergnügungsparks, aus dem urbanen Raum und aus fiktiven Welten entwirft sie einen Parcours der Optionen. Zentrale Elemente sind vier ‹Gates›: Durch das Ballontor gehen oder nicht? In den spiegelblanken, schwarzen Teich eintauchen? Im dreieckigen Tor die Richtung wechseln? Oder sich mit unbestimmtem Ziel der Kontemplation hingeben? Jedes ‹Gate› ist gleichzeitig ein Eingang und ein Ausgang, es verlangt eine Entscheidung und führt zum nächsten ‹Gate› und zur nächsten Entscheidung. Jede davon bringt die Ewigkeit ein Stück näher, jeder Schritt könnte bereits ihr Anfang sein. Ihren Sog entfalten diese Portale einerseits durch ihre Farbigkeit und Gestalt, andererseits durch ihre Kombination. Das Luftballontor beispielsweise verbreitet unbefangene Festlaune. Die Farben sind zart, die Ballons prall, nur die schwarzen Stellen stören bewusst die heitere Stimmung, sie künden von Fäulnis oder brütendem Unheil. Dahinter die schwarze Wasserfläche, beleuchtet von einem japanischen Kandelaber, sie ist mehr Spiegel als See. Sie reflektiert ihre Umgebung und verweist stets auf das Andere. ‹Gate IV (New Directions)› wiederum erzwingt die Entscheidung: Wer ins lilafarbene, dreieckige Portal eintritt, kann es nicht geradlinig durchqueren, sondern muss wählen – links beispielsweise führt der Weg zu einer überdimensionalen hellblauen Halskette, einer Mutation Brâncușis ‹Endloser Säule›.
So unterschiedlich die einzelnen Arbeiten sind, so gut spielen sie zusammen. Alles fügt sich zu einem stimmigen Ganzen: Barbara Signer konstruiert eine Übergangszone zwischen Realität und Parallelwelt. Dieser Schwebezustand besitzt magische Anziehungskraft und irritiert zugleich, er lockt mit Vertrautem und führt ins Ungewisse, vielleicht sogar in die Unendlichkeit.

→ ‹Barbara Signer – The First the Last Eternity›, Kunsthalle Arbon, bis 23.7.
↗ www.kunsthallearbon.ch