Melike Kara
by Kristin Schmidt
St.Gallen — Grosseltern zu haben, kann etwas Wunderbares sein. Wenn sie aus ihrer Kindheit und Jugend berichten, erklingt eine lange vergangene Zeit; sie beherrschen Kulturtechniken, die heute verloren gegangen sind; oft erzählen aus einer Heimat, die eine andere ist als die der Enkelgeneration. Auch für Melike Kara (*1985) ist ihre inzwischen verstorbene Grossmutter eine besondere Persönlichkeit – ihr hat sie die Ausstellung in der Kunst Halle Sankt Gallen gewidmet: ‹Emine’s Garden› wurzelt in Karas kurdischer Familiengeschichte und reicht weit darüber hinaus. Die in Köln lebende Künstlerin sammelt Fotografien aus ihrem familiären und erweiterten Netzwerk. Sie trägt damit einerseits zu einem Archiv der bisher nicht systematisch erfassten kurdischen Traditionen bei und generiert andererseits einen Bildfundus für ihre eigene Arbeit. Ausgewählte Fotografien hat sie für die Ausstellung grossformatig ausgedruckt und auf dem Boden ausgelegt. Weisse Farbe überzieht wie ein milchiger Schleier die Bilder und gleicht sie einander an. So richtet sich die Aufmerksamkeit stärker auf die darüber ausgelegten Gipsornamente und die ebenfalls in der Horizontale präsentierten, ungegenständlichen Gemälde. Aus der gesamten Installation spricht die Freude am eigenen kulturelle Erbe – mit spielerischer und doch grosser Geste verwandelt es die Künstlerin in eine zeitgemässe Form.
→ Kunst Halle Sankt Gallen, bis 24.9.
↗ www.k9000.ch