Mit dem Zug durchs Kunst(Zeug)Haus
by Kristin Schmidt
Modelleisenbahnen brauchen Platz, sind aufwendig in Installation und Unterhalt und auf Kinderwunschzetteln tauchen sie kaum noch auf – ausgestorben sind sie deshalb trotzdem nicht. Sie haben beispielsweise eine Nische gefunden in der zeitgenössischen Kunst. Das aktuellste Beispiel dafür liefert David Renggli mit seiner Einzelausstellung im Kunst(Zeug)Haus Rapperswil. Fünf voneinander unabhängige Schienensysteme schlängeln sich dort durch das Obergeschoss. Der makellos weisse Boden im bietet die perfekte Folie für die schwarzen Gleise und die kunterbunten Züge darauf. Doch «Untitled Train» ist mehr als eine hübsche, räumliche Zeichnung; das Werk kommentiert auf hintersinnige und poetische Weise heutige Befindlichkeiten. Satzfragmente auf den kleinen Waggons reichen aus, um das ganze Spektrum zwischen «Ja», «Nein» und «Vielleicht» auszudrücken. Wer es etwas deutlicher mag, wird in Rengglis Gemälden und den Leuchtkästen fündig. Reklame und Exotik, Klatsch und Tratsch, Kunst und Kitsch treffen hier in kunterbunten Bildern aufeinander. Das macht Spass, lässt sich aber auch als pointierter Kommentar zur Konsumwelt lesen.
‹David Renggli – Jahrmarkt der Gefühle›, Kunst(Zeug)Haus, Rapperswil-Jona, bis 6.8.
www.kunstzeughaus.ch