Martina Morger

by Kristin Schmidt

Vaduz — Soll der Ausstellungsbetrieb nachhaltiger werden? Kann er dies überhaupt? Für Ausstellungen werden Kunstwerke produziert, reisen um die Welt, wieder und wieder. Denn die Kunst muss und will gesehen werden. «Artist´s Choice» kann beides: Die Kunsttransporte reduzieren und trotzdem Kunst ans Licht bringen. Obendrein bietet dieses kuratorische Konzept den Künstlerinnen und Künstlern die Chance, ihre Arbeit selbst in Beziehung zu setzen zu derjenigen anderer und sie so weiterzuentwickeln. Erfunden hat «Artist´s Choice» das Museum of Modern Art in New York; jetzt gibt es im Kunstmuseum Liechtenstein eine Neuauflage als Auftakt einer neuen Ausstellungsreihe: Martina Morger – 1989 in Vaduz geboren und damit genauso alt wie die New Yorker Idee – wurde eingeladen, Werke aus der Sammlung auszuwählen und zu präsentieren. Die Nachhaltigkeit ist dabei nicht das deklarierte Ziel des Museums, sondern ergibt sich bei der Arbeit mit den Beständen von selbst.
Sammlungen wachsen über einen langen Zeitraum, werden durch unterschiedliche Ankaufsentscheidungen geprägt und sind oft nur zu kleinen Teilen ausgestellt. Umso interessanter ist es, sie zu öffnen für einen künstlerischen Blick und damit zugleich für eine Aussensicht. Martina Morger hat sich für den Reihenauftakt in Vaduz kein geringes Thema als den Tod gewählt. Angetrieben ist die Künstlerin dabei nicht von der Faszination am Morbiden, sondern sie untersucht mit «Are We Dead Yet?» das Phänomen der Erschöpfung und die Ohnmacht des Individuums angesichts des Weltgeschehens. Manche der Werke artikulieren die Sprachlosigkeit, andere das Aufbegehren, wieder andere senden kleine Hoffnungszeichen. Die Auswahl ist ebenso vielfältig wie die Liste der Künstlerinnen und Künstler. Oft ausgestellte Klassiker wie Giovanni Anselmo oder Jochen Gerz sind in der Unterzahl, zeitgenössische Künstlerinnen wie Pamela Rosenkranz, Nora Turato oder Latifa Echakhch sind wichtige Stimmen in der Ausstellung, Arbeiten von Aleksandra Signer, Gina Pane oder Edith Dekyndt sorgen für intensive Momente. Darauf, eigene Werke zu zeigen, hat Martina Morger verzichtet, obwohl auch dies möglich gewesen wäre. Stattdessen konzentrierte sie sich auf die schlüssige Auswahl und auf die Präsentation: Nachtblaue Samtvorhänge teilen den Raum und unterstützen die inhaltlichen Achsen in der Ausstellung. Zusammen mit dem gedimmten Licht und der reduzierten Lautstärke sorgen sie für die passende getragene Stimmung.