Candida Höfer

by Kristin Schmidt

Vaduz—Seit 2015 steht der helle Quader der Hilti Art Foundation neben dem dunklen des Kunstmuseum Liechtenstein. Die Architektursprache des jüngeren Museums lehnt sich an jene des 15 Jahre älteren an und beide teilen sich einen Eingang. Aber das Ausstellungsprogramm konzipierte jedes Haus für sich – bis jetzt. Candida Höfers fotografische Arbeit ist der Anlass für die erste gemeinsame Ausstellung. Die Künstlerin wurde angefragt, eine Aufnahme der Museumsräume zu realisieren, zudem sollten Sammlungswerke gezeigt werden. Entstanden sind schliesslich 21 neue Fotografien, die weit mehr als die klassischen Höferschen Interieurs sind. Die Künstlerin porträtierte Lastenaufzüge und Treppenhäuser, Depots und Kistenlager, Oberlichter und die mattschwarze, mit Flusskieseln durchsetzte Fassade des Kunstmuseums. Selbst das Bild einer alten Tenne in Vaduz ist entstanden. Alle Aufnahmen sind über sieben Ausstellungsräume hin verteilt und dienen als formale Impulsgeber: Mal hängt neben Bildern dicht gefüllter Bücherregale ein Gemälde der Geometrischen Abstraktion. Neben den Fotografien aufgestapelter Kisten sind ein Mondrian und Werke von Donald Judd platziert. Die abgelichtete, nahezu quadratische Aufzugstür findet Parallelen in drei Fassungen von Josef Albers´ ‹Homage to the Square›. Raum für Raum ist dieser formale Ansatz weitergedacht. Das ist einleuchtend, führt zu schönen Nachbarschaften und Wiederbegegnungen mit Sammlungswerken, ist aber auf Dauer etwas schulmeisterlich. Zudem werden Werke um der formalen Verwandtschaft willen auf ebendiese Form reduziert: Rosemarie Trockels Hommage an Malewitsch ist mehr als nur auf einen Keilrahmen gespannte Wolle und somit ein Beispiel für Stofflichkeit; Steven Parrinos ‹Spin-out Vortex› ist mehr als ein Stück verdrehter Leinwand, passend zu den Windungen eines Treppenhauses.
Spannender wird es dort, wo sich die Assoziationsfelder weiten: Wenn Barry Le Vas zertrümmerte Scheiben alle Raster in Frage stellen, wenn Lichtinstallationen immaterielle Räume öffnen, wenn auf Treppen mit Bewegung geantwortet wird oder wenn beispielsweise die fotografierten Leuchtstoffröhren der Depots auf Werke mit summenden Elektromotoren treffen. Neue Blicke öffnen auch Candida Höfers Arbeiten selbst, wenn sie die Zentralperspektive und den Innenraum verlassen und das sterile Vaduzer Zentrum zeigen. Hier wird plötzlich der Aussenraum zur Bühne und die Selbstinszenierung im Städtle zum Thema.