Bühnen für die Anderen

by Kristin Schmidt

Was Peter Zumthor lehrt und was ihm wichtig ist – in seinen Bauten manifestiert es sich und ist, da der Architekt Museen, Kapellen oder den Werkraum Bregenzerwald entworfen hat, öffentlich zugänglich. Auch die Modelle des Pritzker-Preisträgers sind sehenswert, aber sie waren bereits 2012 in einer umfangreichen Auswahl in Bregenz ausgestellt. So ist Zumthors Antwort auf die Idee, ihn anlässlich des zwanzigjährigen Jubiläums des Kunsthaus Bregenz zu einer Ausstellung einzuladen, schlüssig: Er hat Plattformen entworfen für die Anderen, für die Musik, die Literatur, die Kunst und selbstverständlich für die Menschen, die musizierenden, die schreibenden und lesenden, die gestaltenden, kurz: für diejenigen, «die ihn interessieren», wie es im Programmbuch zu «Dear to Me» heisst. Die kleine Publikation ist fingerdick, und das Programm als begleitend zu bezeichnen wäre eine Untertreibung. Die Konzerte, Gespräche und Lesungen sind integraler Bestandteil der Ausstellung und Zumthor baut ihnen Bühnen.

Im Erdgeschoss steht ein schwarzer Flügel auf flachem Podest, ein schwarzer «Himmel» und geometrische Wandpaneelen rahmen den Raum und dienen der Akustik. Stühle und Hocker hat Zumthor entworfen und den Empfangs- und Kassentresen in eine Bar verwandelt. Der Raum ist Salon, Lounge und Stube und steht mit seiner Möblierung in Kontrast zum ersten Obergeschoss. Hier gehen die Schwarzweissaufnahmen der Tessinerin Hélène Binet, Ton und Gestalt der Spieluhr der österreichischen Komponistin Olga Neuwirth und der Saal selbst einen stimmigen, minimalistischen Dreiklang ein. Binet zeigt Fotos der Wegpflasterung auf der Akropolis von Dimitris Pikionis, einem Lieblingsarchitekten Zumthors. Im zweiten Obergeschoss bilden Bücherwände ein Labyrinth, in dessen Kern sich ein einladendes Lesezimmer verbirgt. Inmitten der nach gealtertem Papier duftenden Bibliothek des Antiquars Walter Lietha aus Chur lässt sich trefflich schmökern, studieren oder einer der Lesungen folgen. Zuoberst schliesslich hat die Kunst ihren Platz: Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger haben einen wohlgeordneten Dschungel installiert. Die tiefstehende Sonne sorgt in dieser Jahreszeit dank Zumthors Lichtdecke für ein sanftes Leuchten über der künstlerischen Wohlfühloase.

Wer nun doch noch etwas mehr von Zumthor selbst erfahren will, verweilt auf den Rückweg im Erdgeschoss bei der sorgsam zusammengestellten Videocollage von Christoph Schaub.