Dreimal neu verwoben

by Kristin Schmidt

Die Distanz zwischen Atelier und Ausstellungsraum überwinden, die Intensität der eigenen Arbeit erhalten und sie mit derjenigen der Anderen sowie mit dem Raum verschränken – wie das geht, zeigen Christian Hörler, Felix Stickel und Thomas Stüssi mit ihren „Übungen für eine bessere Zeit“ in den oxyd Kunsträumen.

Wer übt, will besser werden, gut bleiben oder Neues können. Ob es gelingt, bleibt offen: Übungen sind ein Versuch, kein Versprechen. Wer übt, ist optimistisch und arbeitet an sich, an der Welt oder zumindest an einem Ausschnitt davon. Christian Hörler, Felix Stickel und Thomas Stüssi haben im oxyd gearbeitet. Die zweistöckigen Kunsträume sind für die Zeit des Ausstellungsaufbaus ihre Basis geworden. Sie boten ihnen Reibungsfläche und Ausgangspunkt, um die eigene Arbeit weiterzudenken und sie gegenseitig zu verschränken.

Die drei haben bisher nicht gemeinsam ausgestellt und ihr Werk hat sich sehr unterschiedlich entwickelt. Christian Hörler (*1982 in Meistersrüte, AI) untersucht die Entstehungsprozesse von Plastiken und deren Interaktion mit dem Raum. Gips und Lehm bringt er dynamisch in Form und setzt entstandene Formen zusammen. Er kehrt das Verhältnis von Sockel und Plastik um und lässt an die Wand geworfenes Material in den Raum hineinwuchern, so auch im oxyd. Daneben verwandelt er den zentralen Pfeiler des einen Raumes in eine sich nach oben konisch verjüngende Säule und den des anderen in das gegenförmige Modell. Diese kleinen Verschiebungen zelebriert auch Thomas Stüssi (*1978 in Zürich), integriert jedoch oft vorgefundene Dinge, die er hintersinnig umdeutet: Im oxyd sprudelt aus dem Wasserablaufgitter eine Fontäne hervor, eine angeschimmelte Wand entpuppt sich als lichtreflektierende, immateriell erscheinende Malerei, eine Farbkaskade fliesst die breite Treppe hinunter, auf einem Schaukelstuhl balanciert eine schwarze Geste. Sie ragt in den Raum wie eine gekippte Eruption oder ein dreidimensionaler, expressiver Pinselstrich und stellt so die Verbindung her zum Werk Felix Stickels (*1979 in St. Gallen). Der Künstler hatte sich lange Zeit vollständig der Zeichnung verschrieben, dann der Malerei zugewandt und  deren Methoden und Darstellungspotential erforscht: Wie entstehen Bilder? Was verbindet sie mit der Welt? Im oxyd kombiniert Stickel Fotografien aus persönlichen Archiven mit fremdem Bildmaterial, eigenen Gemälden, Farb- und Formstudien zu fragilen räumlichen Bildsituationen. Einzelne Motive, Farbtöne und Texturen funktionieren als Scharnier und verweben die Gefüge miteinander und mit den Werken Hörlers und Stüssis. Die drei Künstler verbinden ihre Exerzitien lose, spielerisch, unaufdringlich miteinander und symbiotisch mit den Kunsträumen, selbst über die Stockwerkbarriere hinweg.