Don’t Smile
by Kristin Schmidt
Vaduz: Die Besucher lächeln, unwillkürlich, immer wieder. Das ist schon viel. Denn „Don´t Smile. Vom Humor in der Kunst.“ ist eine Ausstellung der leisen Töne. Wer sich vor Lachen auf die Schenkel klopfen will, wer lautes Amüsement sucht, ist im Kunstmuseum Liechtenstein am falschen Ort. Dies zeigt bereits die Künstlerauswahl. Sie reicht von Bethan Huws und Anna Kolodziejska über Josef Dabernig und Rainer Ganahl bis hin zu Vaclav Pozarek, Kay Rosen und Eran Scherf – soweit von den Gegenwartspositionen die Rede ist.
Da von jedem Künstler, jeder Künstlerin grössere Werkgruppen zu sehen sind, weicht die Ausstellung vom üblichen Sammelsurium thematischer Ausstellung ab. Statt dessen lässt sie Arbeits- und Denkweisen deutlicher hervortreten und erweitert überdies die Möglichkeiten zu Querbezügen. Bei letzteren kommen die Klassiker ins Spiel. Marcel Broodthaers, Robert Filliou, René Magritte oder Joseph Beuys bieten Vorlagen, die Künstler immer wieder aufs Neue reizen.
Es ist kein Zufall, dass wiederholt das Motiv der Pfeife auftaucht: mal als abstrahierte geometrische Form bei Pozarek, mal als schlichter Verweis in Huws´ feinsinnigen Textarbeiten oder als Objekt mit Papierwolkenrauch bei Kolodziejska. Magrittes „Der Verrat der Bilder“ offenbart sich im Sinne der Semiotik einmal mehr als Zeichen mit viel Deutungspotential.
Was für das berühmte Pfeifengemälde des Surrealisten gilt, kann bezogen auf das ganze Schaffen Marcel Duchamps beobachtet werden. Sein Einfluss zeigt sich nicht nur in den Möglichkeiten des Readymades, die beispielsweise in Huws´ kleinen Objekten eine geistreiche Fortsetzung finden, sondern auch in den Reflexionen über Kunst und in seinen Wortspielen. Überhaupt ist Sprache das wichtige Instrument für jene kleinen Transformationen und Konfrontationen, die als Beweis von Humor gelten. Rosen lässt ein Alphabet freundlich grüssen, indem er zwei Buchstaben innerhalb des Ordnungssystems farbig hervorhebt: Das ABC sagt „HI“. Dabernig war nach einer Stoffwechselkrankheit gezwungen Diät zu halten, doch anstatt die Kur auszuführen, kopierte er das dazugehörige Ratgeberbuch Seite für Seite in Schönschrift – ein Versuch über Zeit, Genesung sowie sichtbares Resultat; und ein Festhalten des Flüchtigen wie es auch die Listen gerauchter Zigaretten oder bezahlter Tankfüllungen sind.
Humor ist Vieles und für jeden etwas anderes. In dieser Ausstellung drängt er sich nicht auf und kann sich gerade dadurch entfalten.
Kunstmuseum Liechtenstein, „ Don’t Smile. Vom Humor der Kunst“, bis 20. Januar 2013