GAFFA
by Kristin Schmidt
Arbon — Durch dieses Tor? Niemals! Die Breite würde passen, aber der Wendekreis ist viel zu gross. Das Auto steckt fest – in der Kunsthalle Arbon. Es gibt kein vor und kein zurück, dafür aber uneingeschränkte Präsenz für die Limousine: Sie muss sich den Raum nicht mit dem üblichen Stadtmobiliar teilen, nicht mit Häusern, Bäumen oder anderen Autos; nur mit vier Objekten aus dem Verkehrskontext.
Ob Parkkarte, Parkleitsystem, Verkehrsschild, Pylon oder Limousine – das Künstlerkollektiv GAFFA hat für ‹Level Up› die Dinge ins Überdimensionale wachsen lassen, in andere Materialien übertragen oder farblich ad absurdum geführt. Das Alltägliche ist ins Groteske übersteigert. Diese Arbeitsweise wenden die vier Kollektivmitglieder seit Jahren in ihren Zines an. Sie spielen sich die Themen zu, drehen sie um und weiter, assoziieren formal und inhaltlich. Je gewöhnlicher die Ausgangslage, desto besser. Der aufmerksame GAFFA-Blick findet überall das Potential für Komisches, Schräges oder Durchgeknalltes. Respektlos und mit Witz nehmen sie es in die ästhetische Mangel. Und dann? Wer sich amüsieren will, ist mit den Zines und den dreidimensionalen Werken ebenso gut bedient, wie jene, die gesellschaftskritische Untertöne herauslesen wollen. Das Vierer-Kollektiv drängt niemandem eine Lesart auf, sondern treibt ein autonomes, lustvolles Spiel mit dem Bekannten, in diesem Fall mit den Auswüchsen des sogenannten motorisierten Individualverkehrs.
Kunsthalle Arbon, bis 11. Mai
kunsthallearbon.ch