Riikka Tauriainen

by Kristin Schmidt

Friedrichshafen — Wenn von Wasser die Rede ist, geht es meistens um mehr als um das blosse H2O. Wasser ist nicht nur lebenswichtiges Element, sondern enthält selbst Leben, wie ein Tropfen aus dem Bodensee zeigt: Unzählige Kleinstwesen bewegen sich darin. Winzig sind sie und nur unter dem Mikroskop zu sehen. Weniger bedeutsam sind sie deshalb nicht, wie so Vieles, was dem menschlichen Auge verborgen bleibt. Riikka Tauriainen befasst sich seit einigen Jahren vertieft mit der flüssigen Welt, mit dem, was darin schwimmt, treibt, tönt, aber auch stört oder schädigt. Einen wichtigen Impuls dafür lieferte das Genua-Stipendium der Stadt Zürich 2018. In der Hafenstadt widmete die gebürtige Finnin ihre Aufmerksamkeit beispielsweise Quallen, Oktopussen und Seepferdchen. Später kamen eine kollaborative Arbeit über den Rhein, Installationen über Plastikmüll in Gewässern und andere Aspekte der flüssigen Welt hinzu. So ist das Stipendium der ZF Kunststiftung ein folgerichtiger Schritt in Tauriainens künstlerischer Laufbahn, denn der Atelierstandort ist Friedrichshafen am Bodensee. Die Künstlerin hat hier Kontakte zum Institut für Seeforschung Langenargen aufgenommen, ist mit dessen Forschungsschiff «Kormoran» mitgefahren, hat von Bord, vom Seeufer aus und unter Wasser gefilmt, konnte das Labor nutzen und eigene Aufnahmen des Bodenseeplanktons realisieren. Sie untersuchte den akustischen Raum unter Wasser, hat sich in die Zwischenbereiche am Ufer begeben, die Schönheit des Sees in der Totale festgehalten ebenso wie die Sonnenreflexionen im flachen Wasser. Dort hat sie auch Fundstücke gesammelt angefangen von Steinen und Muscheln bis hin zu Kronkorken, Trinkhalmen und Scherben. Aus all den Untersuchungen, Aufnahmen, aus vorgängigen Recherchen und einem dichten Netz an Wissen hat die in Zürich lebende Künstlerin ihre Installation «Ecotone Encounters» entwickelt. Sie wird im Zeppelin Museum Friedrichshafen in einem eigenen Raum präsentiert. Die Farbstimmung gleicht der eines Aquariums. Kniehohe Tische mit amöbenhafter Grundfläche zeigen die natürlichen, die von Menschenhand gemachten und weggeworfenen Fundstücke. Dahinter zoomt das Video hinein in den Kosmos eines Wassertropfens, gibt sich dem Wellengeschaukel hin und verknüpft die Bilder mit Zitaten aus Tauriainens Recherchen. Die Künstlerin gibt dem Wasser eine Stimme. Sie spricht nicht über das Wasser, sondern lässt das Wasser und alles, was sich darin befindet, mitsprechen.