Viermalvier

by Kristin Schmidt

Drei Künstlerinnen und ein Künstlerduo befassen sich im Kunstmuseum Liechtenstein mit feministischen Anliegen, mit Kolonialgeschichte oder mit der Lebenssituation Schwarzer in den Vereinigten Staaten. Der rote Faden durch die vier räumlich getrennten Positionen ist die Vaduzer Museumssammlung.

C4 ist eine Limousine für die einen und Plastiksprengstoff für die anderen. C(hoch)4 ist die Formel für eine vierteilige Ausstellung im Kunstmuseum Liechtenstein. Das C steht dabei für Collection, Crossover, Community und Contamination: Letizia Ragaglia hat für ihre erste Ausstellung als Direktorin am Kunstmuseum Liechtenstein weit ausgeholt und doch auch wieder nicht. Sie positioniert sich global und richtet zugleich den Blick auf die eigene Sammlung. Sie wählt Trendwörter, verbunden mit Themen, die eine zeitgenössisch positionierte Institution heute kaum mehr ausblenden kann. Zugleich forderte sie die Künstlerinnen und Künstler auf, ein Werk des Museums auswählen, um es gemeinsam mit ihrer eigenen Arbeit zu zeigen. Diese Ausgangslage hat zu ebenso schlüssigen wie überraschenden Kombinationen geführt. Nazgol Ansarina (1979 in Teheran) etwa präsentiert ihr ‹The Inverted Pool›, 2019-2022, neben ‹Cellule no. 5›, 1992, von Absalon: Hier das nach innen gewendete Haus, das die Kindheitserinnerungen der Künstlerin, aber auch ein aktuelles iranisches Lebensgefühl transportiert. Dort die minimalistische Zelle, die als Wohnklause und als Denkraum konzipiert ist. Die beiden Volumina bestimmen den Ausstellungssaal, der eine als schlanker geöffneter Zylinder, der andere als hermetischer Quader, mit Stahlleiter und somit auf seine Art einladend. Mercedes Azpilicuetas´ (1981 in LaPlata, Argentinien) Werk kreist um Frauen, ihre Initiativen und Netzwerke. Die Künstlerin verwebt es schlüssig mit Objekten der Vorarlbergerin Anne Marie Jehle. Eigens dafür hat sie Podeste entworfen, die von Möbelstücken penetriert werden. Auch die textilen Objekte nehmen einen geistreichen Dialog mit Jehle auf. Diamond Stingily (*1990 in Chicago) hat eines der ältesten Gemälde im Besitz des Museums ausgewählt, ein barockes Blumenstillleben. Es wird zum dekorativen Element im Rahmen ihrer Referenz an den Friseursalon ihrer Mutter. Einerseits würdigt Stingily mit der retrospektiven Werkzusammenstellung familiäre Frauennetzwerke, andererseits verweist sie auf kollektive Erfahrungen Schwarzer in den Vereinigten Staaten. Mit dem Künstlerduo Invernomuto kommen schliesslich die italienische Volkskultur und Italiens Kolonialgeschichte ins Spiel, verknüpft mit Pino Pascalis ‹Ponte levatoio›. Der gemeinsame künstlerische Nenner ist die erzählerische Qualität. Für alle Positionen gilt: Die Impulse funktionieren in beide Richtungen, hin zur Sammlung und von ihr ausgehend.