Christian Hörler, Steinbrüche, 2021
by Kristin Schmidt
Installation mit Steinen, Holz, Recherchematerial, Zeichnungen
Der Mensch gestaltet die Erde um. Flüsse werden begradigt und wieder renaturiert. Berge werden durchbohrt und Felsen ausgehöhlt. Stück für Stück, Stein für Stein sprengt der Mensch Material aus der Erdkruste. Die Steinbrüche als drastische, oberirdische Zeichen des Eingriffes interessieren Christian Hörler besonders. Der in Wald, AR lebende Künstler sammelt Informationen über die Geschichte der Ostschweizer Steinbrüche und trägt übrig gebliebene Steinfragmente zusammen. Auch diese wiederum liefern ihm Informationen. Zugleich ist jeder der Steine ein Solitär, individuell in Gestalt, Oberflächenstruktur und Farbe.
Hörler, 1982 in Meistersrüte AI geboren, bewegt sich als Künstler zwischen einem ästhetischen und enzyklopädischen Anspruch. Einerseits zeichnet er die im Keller des Zeughauses Teufen ausgelegten Steine mit freiem, schnellen Strich. Andererseits hat er zwei Stockwerke darüber einen Handapparat eingerichtet mit Büchern, Fotografien und Broschüren zu den Steinbrüchen wie auch zu den daraus erstellten Bauten und der Bauplastik. Als Beispiel für letztere fungiert ein Sandsteinfundstück aus der Kirche in Trogen. Bindeglied zwischen beiden Stationen sind 650 Holzstäbe im Lichtschacht vor dem Zeughaus. Ein Grossteil der Stäbe steht auf dem Kellerboden und zeigt sich auch am oberen Ende der Stäbe als Fläche, ein kleinerer Teil steht auf einem der gefundenen Steine und ragt dementsprechend oben weiter heraus. Damit zeugt die Installation nicht nur von Hörlers Interesse an der Typologie der Steinbrüche, sondern auch von seinem bildhauerischem Gespür für Positiv- und Negativform.
«Obacht Kultur», Sondernummer Kulturlandsgemeinde 2021