Zwei Zonen

by Kristin Schmidt

Arbon — Das Helle frisst das Dunkle – oder ist es umgekehrt? Warten die Objekte in der Dämmerung, um im zwischen weisen Wänden und auf weissem Boden ausgestellt zu werden? Oder sind sie auf die Seite gedrängt durch eine riesengrosse Lichtmalerei? Reto Boller (*1966) lässt beide Optionen offen. Der Künstler inszeniert in der Kunsthalle Arbon eine duale Schau: Der Hauptteil der Halle ist mit strahlend weisser Klebefolie bedeckt und von zwei ebenfalls hochweissen Wänden eingefasst. Der andere Teil des Industriebaus liegt im Dämmerlicht. Damit haben sich die Kontraste noch nicht erschöpft, denn der weisse Raumteil bleibt leer und bietet dem Oberlicht der Halle einen reinen Lichtspiegel. Das dunkle Segment hingegen ist bestückt mit jüngsten Werken Bollers. Der Künstler setzt darin seine Arbeit mit Alltagsobjekten und -materialien fort, die er in formal und inhaltlich neue Kombinationen bringt. Auch Leim-Acryl-Gemälde sind in diesem Raumteil «bereit zu sehen» – denn er darf betreten werden. Der andere, weisse jedoch nicht. Ist er stattdessen «bereit zu tragen» wie es der Ausstellungstitel in Anlehnung an das «prêt-à-porter» der Modewelt verheisst? Reto Boller spielt mit dem Prinzip des Zeigens in der Kunst und unterläuft es mit den beiden Zonen, die jede für sich keine eindeutige Zuschreibung erhalten.

www.kunsthallearbon.ch