Eins, zwei, drei; eins, zwei, drei…
by Kristin Schmidt
Vaduz — In einem neutralen White Cube erweckt Kunst oft einen gediegenen Eindruck, sieht erhaben und aufgeräumt aus, aber eben auch etwas langweilig. Der Kunstraum Engländerbau ist einer dieser neutralen Räume – sogar fensterlos und mit fugenlosem Boden. Wie lässt sich hier Spannung erzeugen? Wie kann die Kunst hier lebendig bleiben? Katrin Hotz, Maja Rieder und Katharina Anna Wieser haben im Raum, mit dem Raum und vor allem miteinander gearbeitet. Die Baslerin Katharina Anna Wieser (*1980) hat vor Ort das Holz eines alten Schopfes zu einer raumfüllenden Installation verbaut. Kantig, verwittert, in forschem Zickzack spreizt sie sich in den Raum. Den beiden anderen Künstlerinnen bleiben die Längswände, aber an den Rand gedrängt sind sie nicht. Dafür sind die gerissenen, farbigen Papierbahnen der Bielerin Katrin Hotz (*1976) zu kraftvoll, und die Zeichnungen der Baslerin Maja Rieder (*1979) zu subtil. Hier arbeiten drei zusammen, die ihre gegenseitigen Stärken kennen, das Verbindende ihrer Positionen herausarbeiten und Kontraste selbstbewusst stehen lassen können. Hotz klebt die Papiere kreuz und quer an die Wand, setzt Akzente mit kleineren, unregelmässigen Stücken und kehrt mit grossen Bahnen wieder zu einer ordnenden Struktur zurück. Manche Fetzen sind stark geknittert, andere bestechen mit grossflächigem Glanz. Auch Wiesers Plastik ist vom Wechselspiel zwischen grosser Ordnung und kleinen Abweichungen geprägt. Die Winkel variieren, die Brettstärken auch, aber das Konstruktionsprinzip zeigt sich durchgängig. Auf einem solchen basieren auch Rieders Zeichnungen: Dreieckige Flächen werden in verschiedenen Farbtönen mit einer aquarellartigen und hoch pigmentierten Tusche lasiert. Schicht für Schicht fügt sie weitere Lasuren hinzu. Die zunächst hell leuchtenden gelben und roten Farbtöne werden immer dunkler und dichter. Der Bildraum wird tiefer. Dieses räumliche Denken ist allen drei Künstlerinnen gemeinsam. Hierin folgen sie jede ihrer eigenen Spur und finden sich in ihren Variationen über das gemeinsame Thema zusammen. Das Musikalische dieses Vorgehens spiegelt sich im Ausstellungstitel «Im Dreivierteltakt»: drei Klangfarben im rhythmischen Miteinander.
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