Kosmisches in Kreuzlingen
by Kristin Schmidt
Der Kunstraum Kreuzlingen präsentiert zwei Positionen in einer Doppelausstellung: Blankenstein und Berrada. Beide Künstler bauen Universen – im grossen und im kleinen Massstab.
Oben gleissendes Licht und fliehende Linien, unten brodelnde Ursuppe und Gestaltwerdung im Halbdunkel – der Kunstraum Kreuzlingen zeigt zwei Künstlerpositionen, die sich aufs Beste ergänzen. Der in Zürich lebende Heiko Blankenstein (*1970) präsentiert im Erdgeschoss eine vielansichtige Holzstruktur. Sie öffnet Guckkästen in komplexe Zeichnungslandschaften und lenkt den Blick doch stets aufs Andere: auf die wie weisse Linien sich schlängelnden Kabel, auf die Leuchtstoffröhren, auf eine kristalline Plastik inmitten der Holzbalken. Blankenstein spielt mit den Präsentationsformen der Kunst und unterläuft jede Festlegung. Alle Linien streben von einem instabilen Zentrum aus in den unendlichen Raum. Dynamisch sind auch die Bilder im Untergeschoss, doch statt Geometrie und Konstruktion dominieren hier organische, sich stets wandelnde Formen. Der Pariser Künstler Hicham Berrada (*1986) inszeniert einen Mikrokosmos im Säurebad. Gleich einem unsichtbaren Zeremonienmeister wirft er immer neue Elemente hinzu und filmt die geheimnisvollen Metamorphosen. Auf drei grosse Flächen projiziert wachsen nun in Zeitlupe magische Landschaften. Es rieselt, wogt und wabert – kleine Universen entstehen und vergehen wieder.