Tagträumen im Gartenreich

by Kristin Schmidt

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Kunst macht aus dem Weiertal einen Garten der Dinge. Surreales und Handfestes von 30 Schweizer Kunstschaffenden begegnet sich hier.

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„Dinge von denen wir nicht wissen ob es sie auch gibt“, „Dinge die unser Leben verändern“; „Dinge die uns verfolgen“; Dinge, hinter denen sich Gedanken, Geschichten, Vermutungen verbergen; Dinge, die dem Alltag entstammen oder so weit von ihm entfernt sind, dass sie einem Traum entsprungen scheinen, einem „Sommertagtraum“ vielleicht. Er steht als Motto über der diesjährigen Skulpturen-Biennale Weiertal. Nur schon der Idylle des Weiertales mutet in diesen heissen Sommertagen etwas Träumerisches an. Wenige Kilometer entfernt von Häuserzeilen, Strassenverkehr und Stadtrummel plätschert der Rumstaler Steinbach durch eine Streuobstwiese, umgeben von kleinen Waldstücken, Feldern, alten Gehöften. Eines davon nutzt der Kulturort Galerie Weiertal für seine alle zwei Jahre stattfindende Skulpturen-Ausstellung. Der Skulpturbegriff ist weit gefasst, genauso wie das Leitthema.

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Alex Hanimanns Textarbeit unter dem Dach der ehemaligen Scheune ist der passende Einstieg. Sie generiert immer neue „Dinge“-Aussagen und betont mit jedem Satz die Existenz des Dinglichen und unterwandert diese Feststellung zugleich. Ob lebensverändernd, ob nebensächlich, ob im Dunkeln, ob gut oder dumm, die Dinge sind gedacht, sie entspringen der Imagination. Die Vorstellungskraft ist angeregt, der Rundgang durch die Traumwelt des Gartens kann beginnen. Zuvor wird auch das letzte motorisierte Fahrzeug noch demoliert, dass hier die linde Luft verpesten könnte, Etienne Krähenbühl hat einen Meteor darauf hernieder saussen lassen. Wenige Schritte weiter atmen zwei Lungenflügel schwer, Container nehmen ihnen den Raum und sind ihnen zugleich Herberge – die Globalisierung ist mit Carlo Borers Arbeit im Grünen angekommen. Ein rotes Segel von Matthias Merdan bläht sich, Metallplatten von Daniel Meili und Bruno Lötscher wogen überm Gras oder rosten in Reto Bollers Arbeit langsam dahin.

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Poetisch wird es mit Not Vitals silberfarbener Lotusknospe und Teres Wydlers duftendem Riesenkokon. Unweit davon gelbgrüne Polyurethanschaumgeschwüre von Judith Villiger – in die Süsse des Traums mischt sich immer wieder das Unheimliche, das Giftige oder wie bei Manon das Explizite. Die Künstlerin lässt fleischfarbene Penispilze spriessen. Darüber hin summen die Bienen und Wespen machen sich übers Fallobst her. Das Paradies gärt. Elisabeth Eberles verbotene Früchte sind vom Baum gefallen, wollen nicht berührt werden und wollen es doch, dann aber färben sie die Hände schwarz. Anderswo begehren seltsame Wesen Einlass. Eine Hasenfrau etwa oder ein Waldurp. Es gibt ein Wiedersehen mit Beni Bischofs wippendem Clown, erstmals 2010 in der Kunst Halle Sankt Gallen ausgestellt. Hier unter blauem Himmel, zwischen Löwenzahn und Klee entfaltet der Zivilisationskitsch besonders intensive Wirkung. Leisere Töne schlägt Ursula Palla an, deren Videoinstallation mit Putte im Unterolz versteckt ist und Realität und Fiktion vermischt. Auch Esther Mathis Arbeit ist leicht zu übersehen, aber findenswert. Spiegel im Weiher lassen die Wasseroberfläche zusätzlich glitzern als wären kleine Sterne ins trübe Nass gefallen. Christian Gonzenbachs skelletiertes Dromedar im Nachbarteich entfaltet da eine ganz andere, oft fotografierte Präsenz.

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„Dinge die uns gut tun“, die mal mehr, mal weniger berühren. Und wenn es gar nicht klappt zwischen Werk und Publikum, wenn sie überhandnehmen, die „Dinge die uns nerven“ wäre da noch die Kunstsammelstelle von Martin Gut. Hier kann zweidimensionales oder dreidimensionales Kunstgut für die fachgerechte Entsorgung deponiert werden, nicht ohne Hinweis auf die korrekte Einwurfzeit, denn selbstverständlich darf es an Sonn- und Feiertagen nicht scheppern.

Bis 13. September, http://www.skulpturen-biennale.ch/