Es dämmert – Michèle Mettler im Architekturforum
by Kristin Schmidt
Wann ist eine Fotografie eine Fotografie? Wie wird sie zum Bild? Wie kann sie wieder verschwinden? In Zeiten der unendlichen digitalen Bilderflut beschäftigt sich Michèle Mettler mit grundsätzlichen Fragen zum Medium Fotografie. Die St.Galler Künstlerin erforscht die zum Bild führenden Prozesse. Mettler experimentiert unter anderem mit Fotoemulsion auf Glas und mit Fotografien auf textilem Gewebe. Analog aufgenommene Motive verändert sie manuell; sie übermalt, belichtet erneut oder entfernt Material mit mechanischen Methoden. All diese Vorgänge vereint ihr Potential, in zweierlei Hinsicht wirken zu können: Ebenso wie sie zu einem Bild führen können, tragen sie zu dessen Auflösung bei. Die Bilder entstehen und vergehen, sie kommen näher und entfernen sich wieder. Jedes Motiv enthält bei Michèle Mettler auch sein Gegenteil, es hat das Potential unsichtbar zu werden. Damit ist das Werk der St.Galler Künstlerin von besonderer Aktualität. Statt nur etwas zum ständig wachsenden und permanent verfügbaren Bilderreservoir hinzuzufügen, arbeitet Mettler gleichzeitig am Verschwinden der Bilder. Im Architekturforum zeigt sie aktuelle Arbeiten und künstlerische Recherchen der vergangenen 20 Jahre. Ihre prozesshaften Werke stellt sie grossformatigen schwarzweissen Fotografien gegenüber.
Michèle Mettler erhielt 2011 den Förderpreis der Stadt St.Gallen. Die Künstlerin (*1971) lebt und arbeitet nach Jahren des Unterwegsseins in Frankreich, Kanada und China seit 2003 wieder in ihrer Heimatstadt St.Gallen. Zuvor bildete sie sich während eines zweijährigen Aufenthalts in Peking in Tuschmalerei und Film weiter. Fotografisch aufgenommene Motive aus jener Zeit sind in ihrem Werk bis heute präsent und zu sehen auch in ihrem Langzeitprojekt „Akupunkturtafeln“.
Pressetext zur Städtischen Ausstellung im Architekturforum