Von einem, der auszog, um Kunst zu studieren
by Kristin Schmidt
Junge Kunst im Zeughaus Teufen: In der Ausstellung über den Holzbauingenieur Hermann Blumer sind Werke des Herisauers Fridolin Schoch zu sehen, Student an der Kunstakademie Düsseldorf.
Was macht den Raum aus? Wie bewegen wir uns darin? Wie sehen wir ihn? Fragen, die sich Architekten ebenso stellen wie Ingenieurinnen, Ausstellungsmacher ebenso wie Künstlerinnen und Künstler. Besonders spannend wird es, wenn die letztgenannten ihre Werke eigens für eine vorgefundene Situation entwickeln und diese weiterdenken. So wie Fridolin Schoch.
Der junge Herisauer Künstler (*1989) hat eigens für die aktuelle Ausstellung im Zeughaus Teufen seine Version des Holzweges entworfen: „sortir du bois“. Er reduziert den Raum auf sein Grundgerüst, auf seine drei Dimensionen. Doch anstatt Höhe, Breite und Tiefe in eine statische Form zu bringen, schreibt Schoch eine expressive Linie in den Raum – eine Linie, die selbst Höhe, Breit und Tiefe besitzt, denn Schoch zeichnet mit Holzbalken. Er sägt, setzt wieder an, sägt erneut, setzt das nächste Stück an. Mit jedem Schnitt wechselt die Richtung. Mit jedem Richtungswechsel wächst die Raumzeichnung weiter und verbindet schliesslich Mittel- und Obergeschoss des Zeughauses. Zugleich ist sie eine sichtbare Klammer zwischen der Grubenmann Sammlung unter dem Dach des Zeughauses und der Sonderausstellung zu Holzbauingenieur Hermann Blumer.
Auch im Material schafft Fridolin Schoch eine Verbindung zwischen Neu und Alt. Er arbeitet eigens mit Lärchenholz. Es wurde auch beim Bau des Zeughauses verwendet. So reagiert die Kunst auf Bestehendes und schärft den Blick für den Raum, der wiederum die passende Hülle abgibt. Ein funktionierendes Wechselspiel, das Ueli Vogt immer wieder aufs Neue inszeniert: Der Kurator des Zeughauses Teufen setzt Handwerk und Kunst zueinander, Architektur und Skulptur, Alt und Neu. In jeder Präsentation verführt er mit Kunst dazu, genauer hinzusehen und vermeintlich Bekanntes neu zu entdecken oder zu interpretieren. So wie es in „Leidenschaftlich auf dem Holzweg“ mit Fridolin Schochs expressiver Raumzeichnung gelingt. Zugleich kann der junge Künstler hier in einem grösseren Masstab seine Arbeit vorantreiben und seinem Gespür für das Holz als Werk- und Baustoff nachfolgen. Doch dies ist bei weitem nicht das einzige, was ihn künstlerisch interessiert. Derzeit bereitet Schoch mit seinen Mitstudierenden an der Kunstakademie in Düsseldorf den vielbeachteten alljährlichen Rundgang vor und setzt sich mit dem Begriff der Urheberschaft auseinander: Wenn 15 Menschen zusammenarbeiten, wessen Werk ist das dann? Wie wird mit Werten und Wertungen umgegangen? Und Fridolin Schoch wird auch da nicht stehen bleiben, er ist einer, der weiterfragt, weiterdenkt und weiterarbeitet.
Ausstellung im Zeughaus Teufen bis 9. März
Akademierundgang in Düsseldorf: 10. Bis 16. Februar