Wolfgang Tillmans: Weltraum
by Kristin Schmidt
Dresden, Paris — Unvoreingenommen, interessiert, zugewandt – so begegnet Wolfgang Tillmans (*1968) der Welt mit seiner Kamera. Das beiläufige Stillleben auf dem Fensterbrett ist der nächtlichen Metropole ebenbürtig, das Gestrüpp am Strassenrand dem Kernforschungszentrum CERN. Alles ist wertvoll, nichts bedeutungslos. Seit fast vier Jahrzehnten beobachtet Tillmans auf einzigartige Weise die Dinge, Menschen und Zustände. Langweilig wird dieser alles umfassende Blick nie, das liegt an der ihm innewohnenden Empathie und daran, wie er präsentiert wird: Der Künstler hat für seine Fotografien eine charakteristische Art der Hängung entwickelt und zeigt sie aktuell im Dresdner Albertinum. Hier, im grossen Saal, in dem jüngst das Werk Caspar David Friedrichs als abgedunkeltes Kammerstück inszeniert wurde, ist jetzt alles hell und licht. Auch die zusätzlichen Wände durchtrennen den Raum nicht, sondern vergrössern ihn: Sie schaffen Inseln, ohne den Fluss der Ausstellung zu unterbrechen. Themen, Orte, Zeiten gehen ineinander über und werden in immer wieder neue Beziehungen gesetzt. Sorgfältig wählt Tillmans die Formate, Positionen und Präsentationsart. Die Bilder sind gerahmt oder an die Wand gepinnt, mehrere Meter breit oder passen in ein Fotoalbum. Bisher nicht gezeigte Werke hängen neben solchen, die als Coverbild populär geworden sind. 150 Werke sind in der atmosphärischen Schau versammelt. Wer noch mehr sehen will: Bevor das Centre Pompidou für fünf Jahre wegen Bauarbeiten schliesst, stellt Tillmans mit einer Carte blanche in den 6000 m² der Bibliothèque publique d’information aus.
Albertinum, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, bis 29.6.
www.albertinum.skd.museum
Centre Pompidou, Paris, bis 22.9.
www.centrepompidou.fr