ICH TIER WIR/Jeannette Vogel

by Kristin Schmidt

St.Gallen — Rosa, rund, riesig steht das Tier auf dem Papier. Ist es ein Schwein? Ein Fuchs? Egal; es ist ein schönes Geschöpf. Die Umrisslinie hat Jeanette Vogel hier wie in ihren anderen Tierzeichnungen mit sicherer Hand gezogen, die Binnenfarbe markant gesetzt. Ein grosses Konvolut ihrer Werke hat das St.Galler openart museum vor einigen Jahren von einer Zürcher Klinik als Schenkung erhalten. Jetzt ist der ideale Zeitpunkt Ausschnitte daraus zu zeigen: Das Museum für Art Brut, Outsider Art und Naive Kunst präsentiert mit ‹Ich Tier Wir› eine als interdisziplinär deklarierte Wanderausstellung. Sie wurde gemeinsam mit dem Schaffhauser Museum zu Allerheiligen und dem Naturama Aargau entwickelt. Die Beziehung zwischen Mensch und Tier ist facettenreich und wird sehr unterschiedlich bewertet. Die Zusammenarbeit der Institutionen ist deshalb ein richtiger Schritt, aber daraus entsteht noch nicht automatisch Interdisziplinarität. Die zeitgenössische Kunst steht in der Ausstellung ebenso für sich wie die Bauernmalerei oder die dokumentarischen Videos. Besser funktioniert die Interaktion der Disziplinen in den Arbeiten der Masterstudierenden im Fach Transdisciplinarity der Zürcher Hochschule der Künste. Sie untersuchen künstlerisch und wissenschaftlich die Gefangenschaft von Tieren. Ob die Haltung von Nutztieren oder Tiere als Projektionsfläche für Emotionen – vieles kann die Ausstellung nur andeuten, aber Denkanstösse liefert sie allemal.


open art museum, bis 27.7.
www.openartmuseum.ch