Teufens Museum

by Kristin Schmidt

Das Zeughaus in Teufen ist neu das Grubenmann Museum, Sammlungsort der Hans Zeller Gemälde und Ausstellungsraum. Kurator des Hauses ist Ueli Vogt.

Lebte Hans Ulrich Grubenmann heutzutage, er zählte zu den Stararchitekten. Die Holzbauten des Teufeners gelten als herausragende Ingenieurleistungen und das seit zweieinhalb Jahrhunderten. Das Einzigartige, Wegweisende seiner Brücken, Kirchen und Herrschaftshäuser, die riesigen, stützenfrei überspannten Räume lassen sich vor Ort trefflich erfahren. Doch für diejenigen, die mehr wissen wollen, empfiehlt sich eine Reise in den Geburtsort des Baumeisters, genauer: ins Zeughaus Teufen.

Hier ins Zeughaus sind nicht nur sämtliche Objekte der Grubenmann-Sammlung gezogen. Im Obergeschoss des Hauses wird die Holzbaukunst umfassender und eindrücklicher präsentiert als bisher im Alten Bahnhof Teufen. Zudem ist das Zeughaus mehr als ein Museum, es ist Veranstaltungssaal, Raum für Sonderausstellungen, Gemäldesammlung und eben Ort der Grubenmann-Sammlung – ein Kulturzentrum für Teufen also.

Bereits auf dem Vorplatz zeigt sich des Hauses neue Aufgabe. Der Innerschweizer Künstler Christian Kathriner legte auf dem Asphalt eine Zeichnung an, eine Trajektorienzeichnung. Linien aus Strassenmarkierungsfarbe spannen sich über das Schwarz und verweisen auf ein grafisches Verfahren der Ingenieurkunst. Sie nehmen die strenge Symmetrie des klassizistischen Kublybaues auf und setzen mit ihrem Schwung den Betrachter in Bewegung – auf dass er die Schmalseite des Hauses erreiche und so den Eingang. Die Architekten Ruedi Elser und Felix Wettstein haben hier eine Begegnungszone geschaffen, die sich sicherlich bald auch einmal unabhängig vom Museumsbetrieb etablieren wird. Doch die Neugier aufs Innere treibt die Schritte zunächst hinein und hinauf im restaurierten hölzernen Treppenhaus.

Im ersten Stock präsentiert Ueli Vogt, Kurator des Zeughauses, die Eröffnungsausstellung ‘Ausgewogen?!‘ . Elf Künstlerinnen und Künstler setzen sich mit ‘Gewicht und Lasten‘ auseinander und entwickelten ihre Arbeiten teilweise eigens für die Ausstellung. Die Trogenerin Karin Bühler etwa bringt Grussworte von Felix Wilhelm Kubly an den Säckelmeister in Stucktechnik an die Wand. Die Zürcherin Sandra Kühne verwandelt Pläne in filigrane, im Raum hängende Gespinste und Roman Signer baut eine Luftbrücke. Alle Künstlerinnen und Künstler bieten im weitesten Sinne neue Interpretationen des Holzbauthemas – und einen Kontrast zu den Gemälden Hans Zellers.

Vier Kuben haben die Architekten in das erste Obergeschoss gestellt und zwei davon sind in Gemäldekabinette für den Landschafts- und Portrait-Maler aus Waldstatt verwandelt. Zeller (1897–1983) malte die Landschaft und die Menschen seiner Umgebung, das traditionelle dörfliche Leben und das kulturelle Brauchtum des Appenzellerlandes.  Seine Werke sind mittlerweile in eine Stiftung überführt und haben nun einen ständigen und angemessenen Platz gefunden. Sie verankern das Zeughaus einmal mehr in Teufen.

Den eigentlichen grossen Auftritt im Zeughaus erhält Hans Ulrich Grubenmann im Dachgeschoss. Hier unter den mächtigen hölzernen Balkenkonstruktionen vermittelt Ueli Vogt gemeinsam mit den Gestaltern von 2ndWest und TGG einen lebendigen, vielseitigen Blick auf den Ingenieur. Sie verzichteten hier auf den Einbau geschlossener Ausstellungskuben und nutzen den Raum bis tief unter die Dachschrägen. Die Raummitte dominiert eine nach fünf Seiten hin mal mehr, mal weniger geöffnete Kiste. Vogt vergleicht sie mit einer begehbaren Vitrine. Sie birgt die Modelle, die nicht mehr verglast sind, sondern einen Raum im Raum einnehmen und sogar überspannen. Ein Zeitstrahl zeigt eindrucksvoll die Schaffenskraft Grubenmanns. Bilderzyklen stellen Plandarstellungen, Aussen- und Innenansichten in verschiedenen Techniken und aus verschiedenen Zeiten gegenüber. Originaldokumente warten in Schubladen auf die Betrachter. Durch- und Aussichten stellen immer wieder den Kontakt zur umgebenden, realen Holzkonstruktion dar. Im 1:1 Verhältnis ist ein Stück Dachstock nachgebaut. Was keinen Platz in der Vitrine fand, wird dennoch nicht den Blicken entzogen, sondern in einem Schaulager aufbewahrt.

Besonders stolz ist Vogt auf die neu geschaffenen Arbeitsplätze in den Dachseiten. Hier kann konzentriert und werknah gearbeitet werden, am besten natürlich mit Grubenmannbezug. Aber auch allgemeiner betrachtet, gibt es im Holzbau noch viel zu erforschen. Und so wird auch die Grubenmann-Sammlung wachsen und immer wieder in neue Zusammenhänge gestellt.