Ausflug ins Ausland

by Kristin Schmidt

Zum sechsten Mal jährt sich die Ausstellung der Kunsthallen Toggenburg. Diesmal allerdings mit sehr durchwachsener Qualität.

„arthur“ hat wieder einen Platz gefunden. Gleichzeitig präsentiert er sich in aufreizendem Rot. Der kleine Wohnwagen, das Herzstück der Kunsthallen Toggenburg, parkiert als Gestalt gewordener Chatroom nahe der Molkerei Eschen. Eschen? Liechtenstein – die Veranstalter des nomadisierenden Toggenburger Kunstraumes sind ins Ausland gezogen. Diese Grenzüberschreitung ist zugleich auch die inhaltliche Vorlage für arthurs sechste Station. „Fremd gehen“ ist das Motto, dem Daniela Vetsch Böhi mit ihren Chatroomrecherchen sehr nahe kommt. Einerseits bestätigt sie Vorurteile über diese Kommunikationsform und hinterfragt andererseits Identität und Anonymität der Chatteilnehmer. Zweifellos ist diese Arbeit einer der Höhepunkte der diesmal eher kleinen Präsentation. Auch Andy Storcheneggers Altar für das Paradies zählen in diese Kategorie. Mit Grünpflanzen verwandelt der Zürcher einen kleinen Nebenraum der Molkerei in ein tropisches Separee. Videoausschnitte, gedreht im Königreich Tonga und vor Ort in Liechtenstein, thematisieren die Brüchigkeit der gezeigten Welten und ihre befremdliche Verwandtschaft.

Regula Gahlers überdimensionale Suppentöpfe bieten die Folie für eine vordergründigere Gegenüberstellung: ein kauerndes, verhungerndes Kind neben einer Magersüchtigen. Dies ist zwar etwas plakativ, aber dennoch wirksam. Umso mehr, als es von Nadja L. Haefelis Gemälden von Törtchen und verrottendem Obst umrahmt ist – auch dies eine Konfrontation der expliziteren Art.

Wie wohltuend sind da die stillen Töne in dieser Ausstellung, etwa Anita Schneebergers Lochkamerabilder aus Zugfenstern, beiläufig präsentiert in einem Postkartenständer. So meistert die Zürcherin zudem die Herausforderungen des Raumes. Für die Kunsthallen Toggenburg ist die Kunstferne des Ortes stets ein Ausstellungskriterium. Ein anderes sollte die Qualität der Arbeiten sein. Doch kuratorisches Gespür kommt diesmal kaum zum Vorschein, oder waren es zu hochgesteckte Erwartungen, die mit der gelungenen Präsentation von arthur5 im vergangenen Jahr geweckt wurden?