Junge Kunst vor schwarzer Wand
by Kristin Schmidt
Zum sechsten Mal findet die Ausstellung mit Werken junger Kreativer im flon statt. Der Schwerpunkt liegt auf Gemälden, Zeichnungen und Fotografien.
Ausstellungsaufbau im flon: Es wird gehämmert, geschraubt, geschaut und geklebt. Zum Beispiel ein Apfelkerngehäuse. Sandi Gazic und Martin Meier befestigen es mit Kreppband an einem der Pfeiler und sorgen mit dem beiläufig präsentierten Objekt für eine auffällige Ausnahme inmitten der Gemälde, Zeichnungen und Fotografien. Eine zweite liefert Clarissa Schwarz mit ihren Sockstar-Monstern, eine dritte Carmen Dörig mit ihrer Rauminstallation. Einzelne ihrer Fotocollagen hängen wie Herbstlaub an Zweigen. Die Bilder fügen sich zu einem sehr persönlichen Kosmos, verdichtet mit Sprüchen und Gedanken. Die Herisauerin benutzt sowohl die Digital- wie auch die Analogkamera. Andere Beteiligte der Ausstellung konzentrieren sich ganz auf die analoge Fotografie, so etwa Ozanii Bananii. Der HSG-Student zeigt schwarzweiss Aufnahmen stiller nächtlicher Stadtszenen, die von der Faszination am Medium getragen sind: Die Beschränkung von 36 Bildern pro Film zwingt zum genauen Hinsehen und zu überlegten Aufnahmen, die sich erst in der Dunkelkammer offenbaren.
Auch der 17jährige Sandi Gazic fotografiert neben seinen Zeichnungen und Malerei analog. Die kleinformatigen Bilder leben von beeindruckenden Farbmomenten, verschwommener Rätselhaftigkeit der Sujets und kommen frisch und unbefangen daher.
Vincent Grüningers Fotografien sind das Ergebnis aufmerksamer Beobachtungen. Details wie die Rückenfigur auf dem Waldpfad oder die einsame Schaukel im Gegenlicht sind nicht nur durchgestaltet, sondern auch bedeutungsschwer. Auch Eloy Martinez´, wie Grüninger 19 Jahre alt, präsentiert keine Zufallsprodukte. Zudem verleiht der Heerbrugger Kantischüler seinen Aufnahmen ein vollendet ästhetisches Finish, indem er sie auf Aluminiumplatten ausdrucken lässt. Doch soviel Perfektion ist eher die Ausnahme in „jungekunst6“. Statt dessen wirken insbesondere die ausgestellten Zeichnungen locker und witzig, so etwa Nico Kasts Kopfkritzeleien und Fabian Wagners geistreich interpretierte Rorschachtests oder seine poetisch umschriebenen Menschtierwesen. Auch die jüngste Teilnehmerin der Ausstellung, die 14jährige Ladina Bösch zeichnet. Wie viele andere der Runde zeigt sie ihre Arbeiten zum ersten Mal einem grösseren Publikum. Es sind sensible Porträts junger Menschen, die ganz im hier und jetzt stehen.
Fridolin Schoch, Martina Ludwig und Michael Strebel haben sich der Malerei verschrieben – mit ganz unterschiedlichen Ergebnissen. Schoch, der seit diesem Jahr an der Düsseldorfer Akademie studiert, bewegt sich im ungegenständlichen Bereich, während Strebels Werke ein Substrat aus Strassenkunst, Plakat- und Propagandagestaltung und Kalligraphischen Elementen sind.
Insgesamt gilt: Alles ist möglich, alles steht gleichberechtigt nebeneinander. Jasmin Bertsch und Desiree Widmer, die in diesem Jahr die eingereichten Arbeiten gesichtet und ausgewählt haben, überliessen den Beteiligten die Entscheidung, was sie wie und wo präsentieren wollen. So ist die Ausstellung letztlich das Ergebnis der fruchtbaren Zusammenarbeit aller Beteiligten.