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by Kristin Schmidt

«Departure early in the morning/At the break of dawn navigating east/They were eager and curious/About what‘s to come» («Roadtrip» von Gabriela Krapf)

Wenn die Reiselust erwacht, gibt es kein Halten mehr. Aufbrechen, das Altbekannte hinter sich lassen, das Neue erwarten. Gabriela Krapf besingt den Drang, sich auf den Weg zu machen. Sie schickt die Protagonisten ihres Songs «Roadtrip» auf eine Reise ins Unbestimmte. Ziellos, spielerisch lassen sie sich treiben. Irgendwann werden sie ankommen – bei sich selbst. Bei so einer Reise sind die konkreten Orte und Landschaften nebensächlich. Sie gleiten vorbei und sind kaum mehr als Kulisse. Umso konkreter werden sie im Video zum Lied. Gabriela Krapf hat den «Roadtrip» nicht nur besungen, sie hat sich tatsächlich auf den Weg gemacht. In der Stadt, auf dem Land, auf Asphalt, im Wald, im Nebel, im Schnee – die Jazzsängerin singt ihr Lied genau dort, wo sie geht und steht. Mit Mikrofon und Box singt sie gegen den Wind an und in die Weite hinaus. Sie singt am Thürlersee, im Zürcher Unterland, am Walensee, unter Hochspannungsmasten nahe Chur, in Lichtensteig, auf einem Parkplatz oder mitten auf einer Weide im Irgendwo. Gesichtslose Strassenränder werden ebenso zur Bühne wie idyllische Naturszenen, ein Sportplatz ebenso wie ein Rebberg.

Die Orte wechseln, die Präsenz der Künstlerin bleibt. Basil Stücheli hat diese Präsenz in starke schwarzweisse Sequenzen übersetzt. Der Zürcher Fotograf hat Gabriela Krapf mit der Kamera begleitet. Er hat jeder Videoszene ein stimmiges Bild verliehen, jedes steht für sich und ist doch Teil einer sängerischen und filmischen Reise, die ihren Höhepunkt auf dem Säntis findet. Hier, in Schnee, Wind und Eis, wird das Bild dominiert von der Landschaft, doch im Video gehören Sound und Song die Hauptrollen.

Obacht Kultur, No. 35 | 2019/3