Von Hausierern und Hundejahren

by Kristin Schmidt

Die Museen in Inner- und Ausserrhoden bieten auch im aktuellen Jahr ein vielfältiges Programm. Das Spektrum reicht von der Schule bis zu Schätzen, von Kunst bis Kinderfest. 

Kultur und Kunst überall: Im vergangenen Jahr begeisterten vielfältige Ausstellungen und Veranstaltungen das feiernde appenzellische Publikum und seine Gäste. Ist da nun ein Jahr Verschnaufpause nötig? Mitnichten. Auch im aktuellen Jahr müssen Kulturfreundinnen und -freunde nicht darben.

In den Museen gibt es ein reiches Programm von Kunst bis Handel, von Schule bis zu Schränken, von Festen bis Frömmigkeit. Letztere wird beispielsweise in Appenzell thematisiert: Mit „Wunderschönprächtig Volksfrömmigkeit – Gegenstände und Zeichen“ ist im Museum Appenzell die besondere Ästhetik der kunsthandwerklichen Produktion zu entdecken, angereichert wird sie mit Kunst: Die zeitgenössischen Kunstschaffenden lassen sich durch die erlesenen Schätze der Museumssammlung zu manch wundersamem Werk inspirieren.

Wie befruchtend dieser Dialog von aktueller Kunst und Anderem sein kann, ist seit anderthalb Jahren im Zeughaus Teufen zu erleben. Ab März werden dort bemalte Appenzeller Möbel gezeigt, zugleich sind Künstlerinnen und Künstler eingeladen. So ist es nur schlüssig, dass der Ausstellungstitel „Bauernkunst?“ mit einem Fragezeichen daher kommt. Denn einerseits erforscht Gastkurator Marcel Zünd die Sozialgeschichte der Möbel, die oft den Bürgern auf dem Lande gehörten. Andererseits werden die Grenzen längst in alle Richtungen überschritten. Die Ausstellung in Teufen findet parallel zu einer Bauernkunstpräsentation im Kunstmuseum St.Gallen statt und es wird interessant, beide zu vergleichen.

Vergleiche sind auch in Urnäsch möglich: Hier zeigt das Brauchtumsmuseum eine Ausstellung zum Urnäscher Kinderfest und seinen Geschwistern in St.Gallen und Herisau. Ein Schwerpunkt wird das Fest des vergangenen Jahres sein, zudem wird die Festgeschichte seit 1851 erforscht. Historisches ist auch Thema der „Schulzeitzeugnisse“ im Museum Heiden. Hier arbeitet ein Team die Geschichte der Schule Heiden seit dem Bau des Zentralschulhauses 1900 auf. Die umfangreiche Publikation ist mehr als ein Nebenprodukt und lohnenswert auch für Nicht-Heidener. Schliesslich haben jede und jeder so ihre Erfahrungen mit der Schule. Erlebte Begegnungen werden viele auch ins Appenzeller Volkskunde-Museum Stein locken. Dort geht Gastkuratorin Iris Blum den Trücklichrömern und Verkaufsberatern nach. Sie arbeitet deren Unterschiede und Gemeinsamkeiten heraus. Anschauliche Objekte zeigen Waren, Verkaufstechniken, aber auch die Lebensgeschichten der Hausierer und Handelsreisenden.

Gewohnt hochkarätig geht es im Museum Liner Appenzell zu. Dort wird ab Ende Januar Günter Grass´ Bilderzyklus „Hundejahre“ gezeigt. Das ist der Auftakt für ein Jahr im Zeichen des Spannungsfelds zwischen Kunst, Gesellschaft und Individuum in den 1950er und 1960er Jahren. Dazu gehört auch die grosse Ausstellung „Wols – Das grosse Mysterium“ab Juni. Vieles mehr liesse sich zum Programm des Museum Liner und der Kunsthalle Ziegelhütte schreiben, aber auch zu Projekten im Museum Herisau oder dem Museum für Lebensgeschichten in Speicher. Aber nichts kann das Selbersehen ersetzen: Auf in die reiche Ausser- und Innerrhodische Museumslandschaft.