Die Kiste – der Soundtrack des Appenzellerlands
by Kristin Schmidt
Werkstatt, Dorfplatz, Baumkrone – drei Orte, die nicht viel gemeinsam haben, oder doch? Hier brummt und summt es, da wird gewerkelt und geweibelt, Töne ringsumher. Ob absichtsvoll oder zufällig: In jeder Sekunde und fast überall klingt es. Die Geräusche sind vergänglich. Schade eigentlich, denn sie erzählen soviel von Menschen und Tun, von Orten und Kultur. Höchste Zeit also für ein Tonarchiv. Anlässlich des Kantonsjubiläums tragen Alteingesessene, Zugereiste, Ausgewanderte und Zurückgekehrte aus den beiden Appenzeller Kantonen zusammen, was in Innerrhoden und Ausserrhoden klingt. Alles ist erlaubt, ob urchig oder geschliffen, musikalisch oder chaotisch, unscheinbar oder herzzerreissend.
Alles darf in „Die Kiste“. Sie wird als überdimensionale Jukebox mit der Ledi-Wanderbühne von Frühling bis Herbst umherreisen und für Stimmung sorgen. In dieser Kiste wird der DJ spielen, was zuvor gesammelt wurde und was die Besucher dann vor Ort wünschen. Dazu müssen sie sich nicht etwa in einen Rechner einwählen. „Die Kiste“ funktioniert ganz klassisch: Alle Klangstücke kommen als Unikate auf Vinyl-Singles daher. Analog statt digital: Eine Schallplatte in der Hand zu halten, ist einfach ein anderes taktiles Erlebnis, als einen Datensatz anzuklicken. Diese sinnliche Erfahrung ist dem Initiant des Projektes, Patrick Kessler, wichtig. Für das Kantonejubiläum AR°AI500 entwickelte der Gaiser Musiker die Idee der Appenzeller Tonsammlung und der überdimensionalen Jukebox mit 200 Schallplatten: „Die Kiste“. Für sie ist er derzeit viel unterwegs zu Opernsängern oder Zimmerleuten, Schlossern oder Künstlerinnen, Rappern, Schülern oder Jazzerinnen. Alle Mitwirkenden finden oder erfinden Kompositionen aus Geräuschen, Musik, Gesang oder Texten und nehmen sie auf. Auch die Plattenhülle gestalten sie selber. Auf dass ihre privaten Klangfavoriten den Ledi-Besuchern besonders ins Auge fallen und somit oft gespielt werden. Auch hier ist alles erlaubt, was sich auf Single-Covermasse verkleinern oder vergrössern lässt.
Schon bei den Vorarbeiten zeigt sich: Das Tonarchiv verbindet und taugt zur Identifikation, wenn sich etwa die Truppe einer Putzfirma als ganzes Team beteiligt. Und auch während der Ledi-Tour wird wohl so manch einer auch nochmal die eigene Single für andere zu Gehör bringen lassen.
Anmeldung und Auskünfte bei Patrick Kessler: info@bassilikum.ch / www.diekiste.ch