Kunsthalle Ziegelhütte Appenzell: Stefan Inauen

by Kristin Schmidt

Die Farben knallen, die Formen explodieren, die Ornamente wuchern. Lichterketten verbreiten Partystimmung. Totes Fleisch wird als Zubehör magischer Praktiken inszeniert. Spiegel, Kulissenarchitektur, sakrale Motive und eine Galionsfigur verbinden sich zu einem schwer mit Symbolik beladenen Geisterschiff, das Stefan Inauen „Kopfwehschiff“ tauft. Der 1976 geborene Künstler bestreitet die erste monographische Ausstellung eines appenzellischen Gegenwartskünstlers der Stiftung Liner Appenzell. In einem vielschichtigen, metaphorischen Panoptikum bringt er Elemente der Volkskunst, der Pop Art, der Heavy Metal-Szene, des Okkultismus, des Surrealismus, der Religion, der Op Art, des Graffiti und viele andere, eigentlich unvereinbare Phänomene zueinander. Kaum ist aber das eine identifiziert, ergeben sich visuelle und inhaltliche Interferenzen mit dem nächsten. Inauen wertet nicht, er kritisiert nicht, er präsentiert eine amalgamierte Weltsicht, in der alles Heterogene Platz hat – noch. Denn der Ausstellungstitel „Kampf um die Vorherrschaft von Licht und Dunkelheit“ suggeriert die Möglichkeit einer Entscheidung. Wodurch sie aber getroffen wird und zu wessen Gunsten, ja ob sie überhaupt getroffen werden kann und muss, und was zu welcher der beiden Parteien gehört, liegt im Erkenntnisprozess des Rezipienten.