Soll und Haben

by Kristin Schmidt

Wo ist das Geld und wo nicht? Wo sollte es hin? Das Kunstmuseum Liechtenstein blickt auf sich verändernde Geld- und Kapitalflüsse und den damit einhergehenden Wertewandel. Künstlerische Positionen von den 1960er Jahren bis heute zeigen das breite Spektrum von Kritik, Idealismus und Reflektion.

Es ist flüchtig, seine Bestandteile zirkulieren, oft ist es unsichtbar: „Money it´s a gas“ sangen Pink Floyd. Auch die Dire Straits besangen das Geld, ABBA, Grateful Dead, die Liste liesse sich endlos weiterschreiben und ist ebenso lang wie jene des Geldthemas in der Gegenwartskunst. Die Verflechtungen zwischen Kunst und Kommerz sind ein Aspekt, der Künstlerinnen und Künstler interessiert, der Blick auf die Gesellschaft, auf die Zwänge und Potentiale der Kapitalwerte ein anderer.

Kapital ist nicht zwingend Geld. Joseph Beuys´ Formel „Kunst = Kapital“ spricht nicht vom Wirtschaftswert des Kunstwerkes, sondern vom Wert der kreativen Arbeit. Der Beuys´sche Kapitalbegriff steht am inhaltlichen Ausgangspunkt von „Who Pays?“. Ein ganzer Saal des Kunstmuseum Liechtenstein ist Beuys gewidmet mit seiner auf dem Düsseldorfer Akademieatelier beruhenden Installation aus der Sammlung des Museums und einer etwas theatralisch, kulissenhaft geratenen Präsentation des Archivs für Soziale Plastik durch Christoph Salzmann. Das räumliche Gewicht dieser Position findet seine Entsprechung im diagonal gegenüberliegenden Raum mit dem Tauschkäfig von Chiarenza & Hauser alias RELAX. Hinzu gehören der Waste Room, das Glücksrad und wortreiche Instruktionen, die der Installation grosse Erklärungsbedürftigkeit unterstellen und damit ihre Präsenz einschränken.

Ihre Stärken entfaltet die Ausstellung anderswo, beispielsweise beim italienischen Altmeister Gianfranco Baruchello und seiner Kartografie des Kapitals, bei Felix Gonzalez-Torres, der 1990 einen seiner „paper stacks“ mit einer unscheinbaren Zeitungsmeldung über Donald Trumps weltgrösstes Spielcasino bestückte, oder bei Mark Lombardis gezeichneten Finanz- und Politiknetzwerken. Diese eindrucksvollen Visualisierungen der Vermögensseite korrespondieren mit jenen der prekären Zustände und Märkte wie David Hammons´ Schneeballverkauf oder Filipa Césars Untersuchungen zur Geschichte des Unabhängigkeitskämpfers Amílcar Cabral und den Folgen des Kolonialismus. Wie kann es von hier aus weitergehen? Wo sind Potentiale und Chancen für eine nachhaltige Gestaltung der Zukunft? Auch diese Fragen klammert die Ausstellung nicht aus. Antworten liefern beispielsweise Ovidiu Anton mit seinen Gedanken zu Materialkreisläufen oder der Wanderkiosk und das Tauschgestell im Seitenlichtsaal des Museums. Diese Mitmachwerkstatt ist der Kontrapunkt zur überwiegend musealen Inszenierung im Obergeschoss.

bis 21. Mai

www.kunstmuseum.li