Fotomuseum Winterthur: «Enigma – Jede Fotografie hat ein Geheimnis»

by Kristin Schmidt

Jede Fotografie hat ein Geheimnis – so die These der Ausstellung «Enigma» im Fotomuseum Winterthur, unter anderem gemeinsam erarbeitet mit dem Maison Européene de la Photographie, Paris. Dieses Geheimnis ist umso grösser, desto ferner, fremder die Sujets der Fotos sind und desto weniger über die Aufnehmenden bekannt ist. Den Beginn der Schau markiert daher nicht zufällig eine anonyme Amateurfotografie aus dem Jahre 1890: Ein Schatten fällt auf eine Wiese, der Vogel dort war wohl als Motiv gemeint. Aber der Anlass für die Aufnahme, der Ort und andere Begleitumstände sind nicht überliefert. Das und dass sie dennoch überdauert hat, macht ihren Reiz aus. Indem die Ausstellung jedoch versucht, die Faszination am Unbekannten in zehn Kapitel aufzuschlüsseln und somit die Rätselhaftigkeit zu schubladisieren, verhindert sie den unbefangenen, offenen Blick. Ohnehin überschneiden sich diese Kategorien in vielerlei Hinsicht, ob nun die «Aussergewöhnlichen Konfigurationen» oder «Die ästhetische Entscheidung» gemeint sind, «Gegen die Regeln der figurativen Darstellung» fotografiert wird oder die Bilder heutigen Sehgewohnheiten nicht mehr entsprechen – die Auswahl reicht bis 1970. Aber letztlich birgt auch die aktuelle Fotografie Irritationspotential, der Einbezug zeitgenössischer Arbeiten hätte die Präsentation um einige Geheimnisse bereichert.

Bis 14. Februar

www.fotomuseum.ch