Mitmachen im Nextex

by Kristin Schmidt

Junge Kunst ist ein dehnbarer Begriff. Er stimmt definitiv in der aktuellen Schau im Nextex. Die fünf Ausstellenden studieren Kunst und Vermittlung an der Hochschule Luzern und stehen alle noch vor ihrem Bachelorabschluss. Und doch bringen Adrian Rast, Valentin Beck, Pascale Eiberle, Selina Buess und Sabrina Labis schon einiges an Arbeitserfahrung mit. Seit zweieinhalb Jahren teilen sie sich ein Atelier und üben sich darin, einander Ideen zuzuspielen und Partizipation zu ermöglichen. Nicht nur einander, sondern auch dem Publikum. Im Nextex steht beispielsweise eine schwarz angestrichene Tafel. In einigem Abstand davon liegen auf einem Sockel Gipsscheiben bereit. Zum Werfen. Sie zerbrechen an der Tafel, hinterlassen Spuren. Aus der Zerstörung erwächst etwas Neues. Der Zufall spielt eine grosse Rolle dabei. Auch bei den Objektspielereien am Tisch: Scheiben, Quader, Kugeln dürfen hier bewegt und neu platziert werden. Der Spieltrieb regt sich. Die einfachen Materialien fühlen sich gut an, die möglichen Ordnungskonzepte sind unendlich. Die Kunst löst etwas aus, aber das tut sie auch, wenn sie nur anzusehen ist. Wie etwa die kleinen Zettelchen mit Dattelkernen, Wachspuren, Kritzeleien, mit Spuren des Alltags, die hier allerdings bewusst hinterlassen und inszeniert wurden. Die wahren Geschichten hinter diesen Übrigbleibseln kennen wir nicht, aber unvermittelt erzählen sie neue, je nach unserem individuellen Erfahrungshorizont. Andere Objekte der Ausstellung wirken hingegen seltsam entrückt, wie etwa die weissen Flugzeugminiaturen auf weissen Tellern, das begleitende Silvestergeknalle aber macht aus ihnen Modelle für ganz reale Katastrophen. Wem abgekaute Dattelkerne zu unappetitlich und weisse Miniflieger zu wenig repräsentativ sind, hält sich vielleicht lieber an die gegenüberliegende Raumseite, in der hübsch anzusehende, blau lackierte Gipstafeln geordnet an der Wand hängen. Doch was hier wie eine verkaufsfördernde Präsentation anmutet, wird im Verlauf der Ausstellung demontiert. Die Galeriesituation bleibt nicht unverändert bestehen, aber wie genau sie sich verändern wird, ist nicht konzeptionell festgeschrieben.

Vom Kleinen zum Grossen, vom Unbeachteten, Banalen zu einem ganzen Lebenskosmos, vom Kunstkommerz zum Experiment – in der Ausstellung im Nextex ist alles in Bewegung, an den kommenden beiden Donnerstagen und live mit den Künstlerinnen und Künstlern.

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