Barbara Kruger im Kunsthaus Bregenz
by Kristin Schmidt
Werke von Barbara Kruger waren bereits zweimal im Kunsthaus Bregenz zu sehen, aber nie in einer Einzelausstellung. Nun ist es soweit und die Solo-Schau ist gleichzeitig ihre erste in Österreich. Sie vereint Bekanntes und weniger Bekanntes wie etwa eine Videoinstallation in einem stimmigen Gesamtbild.
Was für ein Auftritt! Barbara Krugers Arbeiten und Peter Zumthors Architektur finden im Kunsthaus Bregenz zu einer perfekten Symbiose. Kruger hat in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder raumgreifende ortsspezifische Wort- und Schriftinstallationen realisiert, aber mit der aktuellen Einzelausstellung steigern sich Raum und Schrift gegenseitig in ihrer Wirkung wie nie zuvor.
Kruger verwendet in ihren Wortarbeiten ausschließlich die 1927 von Paul Renner entwickelte Futura – eine Schrift, die ob ihrer Prägnanz eine der populärsten Schriftarten des 20. Jahrhunderts wurde. Im Kunsthaus Bregenz setzt sie die amerikanische Künstlerin in ihren grossflächigen, prägnanten Typographien auf Wand, Boden und Fassade ein. Mit jedem eigens für das Kunsthaus entwickelten Werk betont sie ein anderes architektonisches Element des Zumthor-Baus. Im ersten Stock bringt ein den Boden vollständig bedeckendes Schriftbild die kahlen Betonwände einerseits und die Atmosphäre des Raumes andererseits zur Geltung, sein Licht, seine hermetische Grosszügigkeit. Das gelingt auch durch den Kontrast zur Videoinstallation im abgedunkelten Stockwerk darüber. In der obersten Etage bilden das Oberlicht und der hellgraue, geschliffene Terrazzoboden die Spange für ein präzise über alle Wandflächen gesetztes Statement. An der Fassade prangt eine 400qm grosse, bedruckte Plache: Die Transparenz ist verhüllt und weist zugleich auf das Innere des Hauses hin.
Kruger hatte anlässlich einer Ausstellung in der Frankfurter Schirn die Architektur als ihre erste Liebe bezeichnet. In Bregenz zeigt sich, dass diese Leidenschaft ungebrochen ist und von einem profunden Verständnis für den Raum und seine Besonderheiten getragen wird. Entstanden ist eine formal höchst ästhetische Ausstellung.
Und inhaltlich? Barbara Krugers gestalterisches Vokabular ist schon seit den frühen achtziger Jahren ihr Markenzeichen, aber auch ihre Themen sind konstant dieselben und es ist abzusehen, dass sie sobald nicht obsolet werden: Mit ihrer Kunst führt Kruger feministische, politische oder klassentheoretische Debatten weiter, setzt sich kritisch mit Konsumkultur auseinander und für Menschenrechte ein. Mittlerweile sind ihre Werke so dimensioniert, dass kein Entkommen möglich ist. Zudem tragen die Aussagen, Vorschläge und Gedanken allein schon ob ihrer Grösse stets ein Ausrufezeichen: “Gewalt lässt uns vergessen, wer wir sind” – und alle sind gemeint.