„Flex-Sil Reloaded – Eine Hommage an Roman Signer“
by Kristin Schmidt
Die sieben Teile des zersägten Kajaks stehen auf dem Boden. Die Kerze mit Fussluftpumpe ist dagegen an erhöhter Position montiert. Vor 25 Jahren war es andersherum: Roman Signers „Kajak I“ stand auf einem weissen Podest, die „Kerze“ hingegen auf Fusshöhe – damals in der Kunsthalle St. Gallen. Nun werden die Werke nicht einfach erneut gezeigt, sondern die ganze Ausstellung wird wieder zusammengetragen, aber nicht als möglichst identischer Nachbau, sondern als Gruppenschau, die Hommage, Rekonstruktionsversuch und Experiment sein will. Der Anlass ist der 75. Geburtstag des Künstlers. Seine Präsentation in der Kunsthalle im Jahre 1988, damals noch in den Räumen an der Wassergasse, bildet den Kern von „Flex-Sil Reloaded“. Doch während etwa in Venedig mit „When Attitudes Become Form“ eine Wiederholung in grossem Stil zelebriert wird, darf in St. Gallen Neues passieren. Die historische Ausstellung – gut belegt mit Archivmaterial, Fotografien von Peter Liechti, einem damals geführten Interview mit dem aus St. Gallen stammenden Hans Ulrich Obrist und Konzeptzeichnungen – und vielmehr noch das gesamte Werk Signers spiegelt sich in den Arbeiten einer jüngeren Künstlergeneration. Einige von ihnen hatten bereits grosse Ausstellungen in der Kunst Halle: So Matias Faldbakken (*1973), dessen subversive Gesten jenen Signers verwandt sind, oder Navid Nuur (*1976) mit seinen performativen Skulpturen. Manche der Arbeiten verblüffen durch ihre Koinzidenzen, in anderen kommen neue Aspekte hinzu, so haben in einem Werk von Nina Canell (*1979) 4000 Volt harmonische Brandspuren auf einen Stecken gezeichnet, und Norma Jeane, auch früher bereits in St.Gallen präsent, lädt zur zeitlich begrenzten Crackerbearbeitung ein. Valentin Carron zeigt „Ciao°5“, ein Mofa der Marke Piaggio und transportiert damit nicht nur Teenagersehnsüchte seiner Zeit, sondern eine überdeutliche Referenz an Roman Signer. Dieser hat den Ape Piaggio seit langem im Repertoire. In der Kunst Halle stellt er ein Exemplar aufs Heck und verwandelt es in einen „Springer“. Dass er dies durchaus wörtlich verstanden haben will, zeigt er mit einem ebenfalls vertikal positionierten Modell des Fahrzeugs auf einem Schachbrett: Kunst kann aus dem Spiel heraus entstehen. Das gilt für Ausstellungen ebenso. „Flex-Sil Reloaded“ ist ein spielerisch inszeniertes, unbefangenes Geburtstagsgeschenk.