«Bilder Thema»

by Kristin Schmidt

Zur Obacht-Installation von Meisterflorist und Gestalter Walter Zellweger

Sie sind die Ersten: Die Blumenzwiebeln sind beständig, winterhart. Sie überdauern die kalte Jahreszeit um kurz darauf und vor allen anderen Blumen zu blühen. Jedes Jahr von Neuem. Es sei denn, die Zwiebel wird abgetrennt. Dann stirbt sie und mit ihr die ganze Pflanze. Walter Zellweger löst Blüten und Stengel der Tulpen von den Zwiebeln und übersetzt die Geste des Trennens und ihre Folgen in das Bild einer langsam wachsenden Distanz. Sind Blüte, Stengel und Zwiebel auf der linken Seite der Installation noch fest miteinander verbunden, so entfernen sich die Pflanzenteile rechts immer weiter voneinander. Zentimeter um Zentimeter, Stück für Stück. Der trennende Schnitt hat nur einen kurzen Moment gedauert. Seine Folgen zeigen sich nicht sofort. Noch sind die Blätter grün, die Blütenblätter rot. Noch entfalten die Pflanzen ein Eigenleben über das Raster des fixierenden Gitters hinaus, noch kräuseln sich die Blütenblätter, winden sich die Stengel. Aber die Vergänglichkeit ist der Installation eingeschrieben.

«Obacht Kultur» No. 27, 2017/1