Fotostiftung: Fremdvertraut. Aussensichten auf die Schweiz

by Kristin Schmidt

Schweiz Tourismus setzt auf das Bewährte. Die nationale Marketingorganisation arbeitet seit 100 Jahren mit Bildern schneebedeckter Gipfel, mit roten Züglein in idyllischen Landschaften und mit prachtvoll gelegenen Städten. Intakte Natur und gepflegte Urbanität geben immer etwas her. Aber lassen sie sich auch anders sehen als durch die Linse der schweizerischen Vermarktungsprofis? Was passiert, wenn die Adressatinnen und Adressaten der Bilder selbst die Kamera in die Hand nehmen, um ihre Bilder jenen der Landeswerbung gegenüberzustellen, in offizieller Mission sozusagen? Schweiz Tourismus hat gemeinsam mit dem Pariser Musée de l´Elysée drei Fotografen und zwei Fotografinnen eingeladen, ihre Sicht auf die Schweiz festzuhalten.

Die Ergebnisse sind in einer Ausstellung der Fotostiftung zu sehen. Die einzelnen Positionen werden in räumlicher Abfolge präsentiert, Überschneidungen und Querblicke sind nur wenige möglich. In diesem wenig ambitionierten Parcours ist der Auftakt auch bereits die stärkste Arbeit: Shane Lavalette (*1987) aus den USA folgt den Spuren des Schweizer Fotojournalisten Theo Frey. Jener hatte für die Landesausstellung 1939 zwölf Dörfer besucht und versucht, ein dokumentarisches Gesamtbild zu liefern. Lavalette besuchte diese Dörfer nun erneut und gleicht ausgewählte Kontaktbögen Freys mit dem eigenen Reisetagebuch ab. Beides zusammen fügt sich zu ebenso persönlichen wie aufmerksamen Alltagsbeobachtungen.

Auch der Brite Simon Roberts (*1974) fotografiert noch einmal, wo bereits fotografiert wurde. Er besuchte die am häufigsten besuchten Aussichtsplattformen der Schweiz, fotografierte diejenigen, die dort fotografieren, ihre Inszenierung und die Inszenierung der Landschaft – entstanden ist eine Arbeit, die nicht so sehr die Schweiz thematisiert als vielmehr die globalen Sehenswürdigkeiten und ihr Publikum. Alinka Echeverría (*1981, Mexiko/GB) umgeht die Verlockungen der touristischen Höhepunkte. Sie fotografiert die davon unbeeindruckte Jugend, ihre Stimmungen, fragilen Beziehungen und die Suche nach Identitäten. Aber als traute sie ihrer eigenen Idee nicht ganz, faltet sie historische Landkarten zwischen die Porträts.

Zhang Xiao (*1981) aus China und die Deutsche Eva Leitolf (*1966) fotografieren in der Agglomeration, dem Rhein und den Grenzen entlang. Neue Blicke auf die Schweiz sind das nicht.

bis 7. Mai

www.fotostiftung.ch