Vögele Kultur Zentrum – i.ch – wie online leben uns verändert

by Kristin Schmidt

Wie stark können Realität und Virtualität verschmelzen? Wann ist Privates noch privat? Können wir die Grenzen jederzeit selber ziehen? Viel wird geschrieben über die Präsenz in digitalen Netzwerken, über Datenschutz und dessen Unterwanderung, über neue Konsumgewohnheiten und verändertes Beziehungsverhalten. Im Vögele Kultur Zentrum in Pfäffikon füllen die jüngsten Zeitungsartikel zu diesen Themen einen dicken Ordner. Sie belegen einerseits die Vielfalt der Sichtweisen, denen das Schwarzweiss des Ausstellungsdesigns nicht entspricht. Andererseits zeigen sie den Anachronismus einer Ausstellung, die der Onlinewelt gewidmet und doch in grossen Teilen offline angelegt ist. Daran ändert auch der mobile «VKZ eGuide» wenig. Vieles bleibt statisch, wirkt belehrend oder lässt wenig eigenen Erfahrungs- und Interpretationsspielraum. Die Videointerviews mit sogenannten Digital Natives, deren Eltern und Lehrern bringen ebenso wenig neue Erkenntnisse wie eine Übersicht von Sprachkürzeln aus Chats oder elektronischen Kurznachrichten. Immerhin verbirgt sich in der Ausstellungsgestaltung eine Schnittstelle zur mobilen Technik: Die CR-Codes liefern nicht nur das schwarzweisse Raster, sondern enthalten weiterführende Informationen zum Thema. Zudem funktioniert das Gästebuch auf der Basis dieses Codes.

Ein Merkmal der Ausstellungen im Vögele Kultur Zentrum ist das Miteinander der Disziplinen. Dokumentarisches, reproduziertes Video-, Text- und Bildmaterial ist angereichert mit Alltagsobjekten und Kunstwerken. Letztere behandeln wichtige thematische Aspekte wie versteckte Datenspeicherung, das Konstruieren neuer Identitäten oder das Verlangen mancher Menschen, ihr Leben so detailliert wie möglich zu dokumentieren. Besonderes Augenmerk verdient die Arbeit «need ideass!?! PLZ!!» von Elisa Giardina Papa. Sie zeigt eine Collage aus YouTube-Videos junger Menschen auf der Suche nach Aufmerksamkeit. Gemessen wird der Erfolg an der Anzahl Kommentare oder «Follower» für ein Video oder einen Videokanal. Die Jugendlichen bieten an zu tanzen, zu singen, Anleitungen zu geben, alles Erdenkliche zu tun, was dem potentiellen Publikum gefallen könnte, oder einfach zu reden. Bloss worüber? Die Technik ist vorhanden, aber die Inhalte fehlen. Als Teil der digitalen Gemeinschaft wahrgenommen zu werden, klappt eben doch nur, wenn die Verbindung zum realen Leben steht und produktiv genutzt werden kann.

bis 20. März 2016