Winterthur: El Frauenfelder – usser mir

by Kristin Schmidt

El Frauenfelder malt nicht einfach Häuser, sondern gibt dem Bauen selbst eine bildnerische Form, eine sehr offene und kraftvolle. Die Zürcher Künstlerin (*1979) ist die diesjährige Trägerin des Manor Kunstpreises des Kantons Zürich.

Malen als Bauen – El Frauenfelder konstruiert ihre Bilder nicht, sie baut sie. Mit grossem physischen Impetus setzt sie breite Spachtelhiebe nebeneinander, trägt Farbe auf, streicht sie ab und fügt neue hinzu. Aus den spachtelbreiten Flächen entwickelt die Künstlerin ihre Bildmotive: archetypische Bauten, Häuser mit Spitzdach und klassischen Proportionen, seltener Innenräume oder gestaltete Gegenstände.

Das Gegenständliche ist Motiv, aber nicht Motivation der Künstlerin. Sie interessiert das Verhältnis von Objekt und seiner Umgebung: das Haus als ein klar definierter Körper innerhalb eines mehr oder weniger gestalteten Raumes. So ist eine Hecke vor einem Haus eine klare Zäsur und zugleich eine eigenständige Form. Doch meist ist es komplizierter: Wo hört etwas auf? Wo fängt etwas anderes an? Wo endet der Fokus? Gebautes trifft auf Zonen des Übergangs, dort sind Kompartimente schwer zu fassen. Dies gilt nicht nur für die Motive Frauenfelders, sondern auch für die Malerei selbst und für die Leinwand als Malgrund. Die Farbflächen fransen aus, Farbe und Weiss treffen aufeinander und durchdringen sich, Töne lösen sich auf in Helligkeit. Die Malerei öffnet sich auf den unregelmässig beschnittenen Leinwänden, ohne Keil- und Bilderrahmen zur Wandfläche hin.

Die Ausstellung im Kunstmuseum Winterthur umfasst Werke aus fünf Jahren. Auf zwei Geschossen zeichnet sie nach, wie die Künstlerin mehr und mehr zur grossen Form gelangt. Details wie Hausnummern oder Spielplatzgeräte gibt es in den jüngeren Werken nicht mehr. Die rostigen, verblassten Farben dominieren noch immer, weichen aber mitunter einem leuchtenden Gelb oder Blau. Erneut wichtig ist strahlende Helligkeit: Schon 2012 löst sich im Bild «Haus mit Leiter und Gartenhäuschen» eine Hauswand im Sonnenlicht auf, dieses Thema verfolgt Frauenfelder jetzt intensiv weiter. Zugleich versucht sie sich im Atmosphärischen; der Einsatz von Sprühfarbe bei manchen Arbeiten führt allerdings dazu, dass der Farbauftrag, statt wie beim Spachteln kraftvoll gestaltet zu sein, wolkig im Ungefähren verschwimmt. Neu sind auch die Collageelemente: Frauenfelder klebt Fragmente älterer bemalter Leinwände ins Bild oder heftet letzteres mit braunem Paketklebeband auf die Wand. Mit dem Zerschneiden und Überkleben dekonstruiert El Frauenfelder ihre Gemälde und baut sie mit anderen Mitteln und in schlüssiger Entsprechung zu ihrer Malerei weiter.

Bis 13. Dezember 2015

www.kmw.ch