TanzPlan Ost feiert die Künste

by Kristin Schmidt

TanzPlan Ost geht 2014 zum dritten Mal auf Tournee. Bis Oktober 2013 sind Kurz- und Langstücke, Vermittlungsprojekte und die Audition für das Tanzprojekt TOP´14 ausgeschrieben.

Wie sieht gute Tanzförderung aus? Gelder sind wichtig, sind aber bei Weitem nicht alles. Ausbildungsstätten und Proberäume werden gebraucht, der Austausch zwischen der regionalen Szene mit Tanzschaffenden aus anderen Regionen und dem Ausland muss funktionieren, die Tanzschaffenden benötigen kompetente Ansprechpartner. Kurz: Der Tanz braucht eine Bühne – nicht nur im Sinne eines Aufführungsortes, sondern einer gut sichtbaren Plattform. Nur wenn der Tanz sowohl im eigenen Umfeld als auch für das Publikum sichtbar wird, findet er fördernde Rahmenbedingungen. Tanz braucht Präsenz und Wissensaustausch. Genau das ist das Ziel des Tanzförderprojektes TanzPlan Ost in der Region Ostschweiz/Liechtenstein.

Den finanziellen Boden bereiteten die Kulturbeauftragten der Kantone AR, AI, GL, GR, SG, SH, TG, ZH und des Fürstentums Liechtenstein im Jahre 2008. Bereits ein Jahr später war der gemeinsam koordinierte TanzPlan Ost unter der Trägerschaft des Vereins ig-tanz ost geboren und ging 2010 erstmals auf Tournee.

Mag auch der Name etwas technisch klingen, der TanzPlan Ost ist ein breit wahrgenommenes, lebendiges Tanzfestival. Mehr noch: Er bietet gute Aufführungsbedingungen für Tanzschaffende mit Bezug zur Region. Alle teilnehmenden Tanzkompanien treten an mindestens vier Stationen der Tournee auf. Darüber hinaus gibt es Vermittlungsprojekte ausserhalb der etablierten Orte. Zudem ermöglicht das Festival Kontakte zwischen der regionalen und internationalen Szene. In jedem Jahr wird gemeinsam mit professionellen Choreographen, Musikern und Dramaturgen ein Stück eigens für die Tournee entwickelt. Im ersten Jahr von TanzPlan Ost 2010 erarbeiteten acht Tänzerinnen und Tänzer ein Stück mit Philippe Saire aus Lausanne, 2012 waren die in Washington tätigen Choreographen Sara Pearson und Patrik Widrig zu Gast und 2014 wird das Tanzprojekt unter choreographischer Leitung von LaborGras mit der Österreicherin Renate Graziadei (Choreogafie) und dem gebürtigen Schweizer Arthur Stäldi (Dramaturgie) entwickelt. Die Ausschreibung für die Audition ist online, sie findet am Sonntag, 3. November ganztags im Tanzhaus Zürich statt.

In jedem Jahr widmet sich TanzPlan Ost einem besonderen, aktuellen Aspekt des zeitgenössischen Tanzes. Im ersten Jahr wurde der „Spagat zwischen Publikum und Bühne“ thematisiert, 2012 der „Sprung über Generationen“ und damit die neuen Herausforderungen älter werdender Tanzschaffender. Das Festival des kommenden Jahres steht im Zeichen der Verbindung des Tanzes mit anderen Künsten, wird doch allenthalben kooperiert und fusioniert, werden Grenzen überschritten und interdisziplinäres getestet. Der Bühnentanz war immer schon ein Gesamtkunstwerk aus Tanz, Raum, Bild, Licht, Musik, Kleid, Film oder Foto, hinzu kommt die Nähe zum Theater, zu Performance und installativer Kunst.

Kompanien und Tanzschaffende müssen sich für ihre Teilnahme am TanzPlanOst aber nicht mit Stücken bewerben, die zum Thema passen, denn letzteres dient einer übergeordneten Ausrichtung des Festivals gleich einem Rahmen. Die künstlerische Leiterin, Gisa Frank, begründet die Aktualität des Mottos: „Tanzschaffende sind weitgehend abhängig von Tanzgeldern, Tanzplattformen und Tanzveranstaltern. Interdisziplinäres Arbeiten im Sinne von Kooperationen kann weitere Möglichkeiten eröffnen. Diese Möglichkeiten wollen wir mit TanzPlan Ost 2014 thematisieren und konkret versuchen, diesbezüglich in der Region neue Türen zu öffnen.“

Das Festival 2014 umfasst verschiedene Bereiche. Wie immer werden sechs bis acht aktuelle Kurz- und Landstücke von Tanzschaffenden aus der freien Szene zu sehen sein. Hinzu kommt das eigens konzipierte Tanzstück. Im Rahmenprogramm sind ein spezielles Kinoprogramm, Workshops und die Koordination mit der Museumsnacht geplant. Ausserdem konnte das Tanzarchiv Zürich als Partner gewonnen werden. Aline Feichtinger dazu: „Wir wollen den Tanzschaffenden und dem Publikum das Archiv zugänglich machen und zeigen, wie ein Stück aufgezeichnet und archiviert werden kann, und wie es sich in der historischen Einordnung präsentiert.“ Mitarbeiter des Tanzarchivs werden filmen, interviewen und eigens für das Festival einen Stammbaum erstellen mit Porträts der Choreographen und Tanzschaffenden und zum Abschluss der TanzPlan Ost-Tournee sind alle ins Archiv nach Zürich eingeladen und können erleben, wie das Material nicht nur abgelegt, sondern auch sichtbar gemacht wird.

Kann mit einem Tanzfestival nachhaltig Tanzförderung betrieben werden? TanzPlan Ost zeigt im Zusammenwirken mit der ig-tanz ost wie es funktioniert. Nach Abschluss der vierjährigen Pilotphase wächst das regionale Netzwerk unter den Tanzschaffenden und dem tanzinteressierten Publikum stetig, das Festival findet auch auf nationaler Ebene Beachtung, und die ig-tanz ost ist eine gefragte Anlaufstelle geworden.

moving emotions. Tanz Musik Bewegung, 3/13